Hamburg liest verbrannte Bücher. Ein Literaturfestival im 90. Jahr der Bücherverbrennungen (10.5.-10.6.)
25. April 2023
von Konstantin Ulmer — abgelegt in: Ausstellungen und Veranstaltungen — 7.218 Aufrufe
„Bücher, das wissen wir jetzt, kann man nicht verbrennen“ – das berühmte Zitat von Erich Kästner, der am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz Zeuge wurde, wie seine Werke in Flammen aufgingen, steht als Motto über unserem Festival „Hamburg liest verbrannte Bücher“. Vom 10. Mai bis zum 10. Juni widmet es sich einem der symbolträchtigsten Akte der nationalsozialistischen Unterdrückung und Verfolgung Andersdenkender: der „Aktion wider den undeutschen Geist“, bei der die Nazis nach der Machtübernahme 1933 in vielen Städten des Deutschen Reichs die Schriften von jüdischen, marxistischen, pazifistischen und anderen Autor:innen verbrannten, die ihrem Weltbild nicht entsprachen.
Von der Staats- und Universitätsbibliothek aus, dem Herz des Festivals, laufen die Fäden in die ganze Stadt. Mehr als 50 Veranstalter:innen haben sich für „Hamburg liest verbrannte Bücher“ zusammengetan, um auf ihre Weise die Texte der während der NS-Zeit geächteten Schriftsteller:innen wiederzuentdecken – in Lesungen, Ausstellungen und Diskussionen, in Poetry Slams und Liederabenden, mit einem eigenen Magazin und Plakaten, zu Wasser und per Fahrrad.
Raus! Nur Raus! – Hamburgs literarische Rallye führt in die Borchert Box
17. April 2023
von Konstantin Ulmer — abgelegt in: Aktuelles — 897 Aufrufe
Wer seine Fähnchen ins literarische Hamburg setzen möchte, kann auch in der Stabi haltmachen: Die Rallye „Raus! Nur Raus!“, initiiert von der Behörde für Kultur und Medien in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus, führt unter der Nummer 1 in unsere Dauerausstellung zu Wolfgang Borchert, die Borchert-Box, die zum 100. Geburtstag des Autors im Mai 2021 im Informationszentrum eröffnet wurde. Die NDR-Nordtour hat für ihren Bericht zur Rallye am Samstag (15.4.) auch in unserer Box gedreht.
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Unbekannte Zeichnungen und Postkarten Wolfgang Borcherts aufgetaucht
20. November 2022
von Konstantin Ulmer — abgelegt in: Aktuelles,Hamburg,Schätze der Stabi — 1.629 Aufrufe
Zum 75. Todestag des Autors und zum 75. Jahrestag der Uraufführung seines berühmten Stücks „Draußen vor der Tür“ ergänzt die Staats- und Universitätsbibliothek den Nachlass um zwei kleine Konvolute
Im Mai 1945 schleppte sich der 24-jährige Wehrmachtssoldat Wolfgang Borchert nach vier zermürbenden Jahren voller Fronteinsätze, Lazarettaufenthalte und Prozessen wegen Wehrkraftzersetzung in seine Heimatstadt Hamburg zurück. Voller Tatendrang stürzte er sich ins Kulturleben, das zwischen den Trümmern erwacht. Er knüpfte Kontakte zu alten und neuen Bekannten, gründete ein kurzlebiges Theater mit, trat im unpolitischen Kabarett Janmaaten im Hafen auf und wurde als Regieassistent vom Schauspielhaus verpflichtet. Doch sein körperlicher Zustand ließ keine kontinuierliche Arbeit zu. Anfang November 1945 wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, wo er als medizinisch hoffnungsloser Fall eingestuft wird.
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Wissenschaftliche Hilfskraft für Öffentlichkeitsarbeit/Ausstellungen/Veranstaltungen gesucht
3. Juni 2022
von Konstantin Ulmer — abgelegt in: Aktuelles — 1.462 Aufrufe
Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine
Wissenschaftliche Hilfskraft (bis zu 35 h pro Monat / 12,68 € pro Std.)
für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere als Unterstützung bei der Konzeption, Planung, Bewerbung und Durchführung von Ausstellungen und Veranstaltungen.
Die Stabi ist nicht nur die zentrale wissenschaftliche Bibliothek Hamburgs, die den Forschenden Zugang zu elektronischer oder gedruckter Literatur ermöglicht – sie ist auch ein Ausstellungs- und Veranstaltungsort mitten auf dem Campus. Im Rahmen unseres wissenschaftlichen/kulturellen Programms präsentieren wir unsere eigenen Bestände genauso wie die Themen externer Kurator*innen und Veranstalter*innen.
Die Neuentdeckung eines Autors: Die Borchert-Box feiert ihren ersten Jahrestag
20. Mai 2022
von Konstantin Ulmer — abgelegt in: Aktuelles,Ausstellungen und Veranstaltungen — 1.056 Aufrufe
Wolfgang Borchert, am 20. Mai 1921 als erstes und einziges Kind von Fritz und Hertha Borchert geboren, war bereits als Jugendlicher überzeugt, dass in ihm ein Genie schlummerte. Allerdings: Seine quantitativ enorme schriftstellerische Produktion – oft schrieb der Sechszehnjährige rund zehn Gedichte täglich – ließ nicht allzu viel Talent erkennen. Einen „Allesversucher und Nichtskönner“ hat sein Biograf Peter Rühmkorf den Nachwuchspoeten deswegen genannt. Und doch feierte Borchert noch in jungen Jahren seinen Durchbruch: Als sein Hörstück Draußen vor der Tür im Februar 1947 über die nachkriegsdeutschen Hörfunksender knisterte und ein lautstarkes Echo hervorrief, war er 25 Jahre alt. Bis zu seinem frühen Tod am 20. November 1947 hatte Borchert ein Werk geschaffen, das ihn postum zu einem der wenigen Autoren machte, die generationsprägend genannt werden können.
Von der jugendlichen Selbstüberschätzung war in den wenigen Monaten, in denen er selbst einen „Borchert-Rummel“ wahrnahm, allerdings kaum noch etwas übrig. Nachdem sein Verleger Ernst Rowohlt ihm den neuen Katalog des reputationsreichen Verlags in die Schweiz geschickt hatte, wo sich der schwerkranke Borchert seit Mitte September 1947 zu regenerieren versuchte, und sich der Autor »an die erste Stelle« gesetzt sah, glaubte er an einen schlechten Witz. Aktualität sei schließlich kein Qualitätszeichen. »In zwei Jahren«, so Borchert in seinem vermutlich letzten Brief am 15. November 1947 an den Verlagsdoyen, »wird kein Mensch das Zeug mehr lesen.«
Weil es anders kam, weil Borchert viele Autor:innen prägte und viele Leser:innen faszinierte, übergab seine Mutter Hertha, die es als Plattdeutsch-Autorin selbst zu regionaler Bekanntheit gebracht hatte, den Nachlass ihres berühmten Sohnes 1976 an die Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek, wo er seitdem gehütet und erschlossen wird. Ein Versprechen, das bei der Übergabe gegeben worden war, haben wir im 100. Geburtsjahr des Autors endlich erfüllt: Der Nachlass Wolfgang Borcherts wurde im Hauptgebäude der Bibliothek zugänglich gemacht. Unsere Borchert-Box mit der Dauerausstellung zu Leben und Werk des Autors, die unter dem Titel Dissonanzen. Wolfgang Borchert 1921-1947, läuft, feiert nun ihren ersten Jahrestag.
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Ausstellung: “Helmut Zacharias. Vom Jazzgeiger zum Weltstar” (2.6.-10.7.)
18. Mai 2022
von Konstantin Ulmer — abgelegt in: Ausstellungen und Veranstaltungen — 2.902 Aufrufe
Bereits während seines Hochschulstudiums der klassischen Violine entdeckte Helmut Zacharias (1920-2002) den Swing-Jazz für sich. Als Geiger, Komponist, Arrangeur und Entertainer gelang ihm eine beispiellose Karriere in der Unterhaltungsbranche der Nachkriegszeit: 400 Kompositionen, 1.400 Arrangements, 13 Mio. verkaufte Schallplatten dokumentieren Zacharias Entwicklung vom Klassik- zum Jazz- und schließlich zum „Zaubergeiger“, der die Massen begeisterte.
Anlässlich seines 100. Geburtstags erinnert die Ausstellung „Helmut Zacharias. Vom Jazzgeiger zum Weltstar“ in der Staats- und Universitätsbibliothek mit einer pandemiebedingten Verspätung an den Musiker, der viele Jahre in Hamburg lebte. Neben Notenhandschriften, Fotos, Schallplatten, Konzertprogrammen und Briefen machen Ton- und Videosequenzen an zwei Multimedia-Stationen sein Werk lebendig. Eine Spezialsektion dokumentiert Zacharias‘ Wirken in Hamburg. Zudem thematisiert die Ausstellung die kontroverse Rezeption seines Jazzstils im Wandel der Zeiten.
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Ausstellung “Wozu die Utopie. Max Frisch und Helmut Schmidt” (22.4.-22.5.)
6. April 2022
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Helmut Schmidt (1918-2015) gilt als durchsetzungsfähiger Realpolitiker, der die Bundesrepublik während seiner Amtszeit durch eine Reihe tiefgreifender Krisen steuerte. Der fünfte deutsche Bundeskanzler und spätere Publizist lebte für die sachlich fundierte, kontroverse Debatte.
Ein wichtiger Gesprächspartner war der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991), der jenseits von tagespolitischen Sachzwängen, an der Schnittstelle von Poesie, Utopie und Engagement, seine Vorstellung von Gemeinwesen entwarf. Frisch begleitete den Kanzler 1975 auf dem ersten Staatsbesuch eines deutschen Regierungschefs nach China, folgte einer Einladung der SPD auf den Parteitag 1977 in Hamburg, und er war Teil einer Runde von Intellektuellen, mit der Schmidt im »Deutschen Herbst« über die Ursachen des Terrorismus diskutierte.
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Vorankündigung: Verfolgen und Aufklären. Die erste Generation der Holocaustforschung
4. April 2022
von Konstantin Ulmer — abgelegt in: Ausstellungen und Veranstaltungen — 1.902 Aufrufe
Aktuelle Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm finden Sie hier:
Verfolgen und Aufklären. Die erste Generation der Holocaustforschung
Ausstellung vom 23. August – 10. Oktober 2022
Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Zwischen 1939 und 1945 ermordeten die Deutschen sechs Millionen Jüdinnen und Juden. Der Holocaust zielte auf die Vernichtung von Menschen und die Zerstörung ihrer Kultur. Die Täter wollten alle Spuren ihres Verbrechens verschleiern. Dem wirkte die erste Generation der Holocaustforschung entgegen. Eine Ausstellung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz und des Touro College Berlin in Zusammenarbeit mit der Wiener Library London stellt die Protagonist*innen dieser Arbeit gegen das Verschleiern und Verdrängen ab dem 23. August 2022 im Lichthof der Stabi vor. Weiter lesen “Vorankündigung: Verfolgen und Aufklären. Die erste Generation der Holocaustforschung”
Ausstellung „Proleten auf Karton“ (2.3.-10.4.)
21. Februar 2022
von Konstantin Ulmer — abgelegt in: Ausstellungen und Veranstaltungen — 3.723 Aufrufe
Postkarten der Arbeiter*innenbewegung aus den Zwischenkriegsjahren.
Seit 150 Jahren sind in Deutschland Postkarten in Gebrauch. Milliardenfach sind sie gedruckt und verschickt, in Schuhkartons gesammelt oder an Wände gepinnt worden. In ihrer schieren Menge und in ihrer Vielfalt sind sie selten beachtete Zeugnisse der Entwicklungen in Kunst und Kultur, Gesellschaft und Politik.
Die Ausstellung „Proleten auf Karton. Postkarten der Arbeiter*innenbewegung (1919 – 1939)“, kuratiert von René Senenko, entwickelt anhand der gezeigten Karten eine ganz eigene Chronik Hamburgs in den Zwischenkriegsjahren. Sie wirft Schlaglichter auf die wechsel- und widerspruchsvolle Geschichte der Arbeiter*innenbewegung in der Hansestadt, auf längst vergessene Organisationen und Projekte des proletarischen Sports, der Arbeiter*innenkultur, der Arbeiter*innenjugend und der Wehrverbände, die der SPD und der KPD nahestanden. Zudem erzählen die Karten von einzelnen, heute kaum mehr bekannten Geschehnissen aus der Ära der Weimarer Republik.
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75 Jahre “Draußen vor der Tür” von Wolfgang Borchert – Ein Hörer*innenbriefe-Countdown zum Jubiläum
4. Februar 2022
von Konstantin Ulmer — abgelegt in: Aufgelesen,Hamburg — 5.254 Aufrufe
Hörerbriefe „Draußen vor der Tür“.
Zwischen den Schuttbergen der nachkriegsdeutschen Städte trieben massenhaft Gebrochene umher. Viele von ihnen waren zwischen 1939 und 1945 als flinke, zähe, harte Übermenschen eines Großdeutschen Reiches in den Krieg gezogen. Jetzt kehrten sie als Verlierer und Verlorene in ein Land zurück, das besiegt und besetzt war. Einer dieser Heimkehrer, die nicht heimkehren konnten, rauschte am 13. Februar 1947 durch die Radioempfänger zwischen Köln, Kiel und Berlin. Beckmann nannte er sich, hatte keinen Vornamen, „einfach Beckmann“. Er war Hauptfigur eines Hörspiels, das der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) mit Sitz in Hamburg produziert hatte.
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