eXit – Die Stabi Hamburg verlässt X
4. Dezember 2024
von Markus Trapp — abgelegt in: Aktuelles — 2.418 Aufrufe
Der seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk im Oktober 2022 eingeleitete Niedergang des Kurznachrichtendienstes X hat durch die Implikation von Musk in den US-amerikanischen Wahlkampf als Unterstützer von Donald Trump und von rechtsextremen Fundamentalisten, sowie durch die Berufung von Musk in die kommende Regierung Trump einen neuen Tiefpunkt erreicht. Dies führt nun dazu, dass auch die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg den Dienst verlässt, den sie seit 2009, und damit seit 15,5 Jahren, intensiv und fast täglich genutzt hatte.
Wir haben als dem freien Wissen und dem Zugang zu Informationen verpflichtete Bibliothek lange dafür plädiert, auf X zu bleiben, um den negativen Strömungen und der Verbreitung von Fake News als seriöse Quelle und als humanistischen und demokratischen Prinzipien verpflichtete Institution wertvollen Content dagegen zu halten. Doch nun ist die Grenze erreicht, an der auch wir es nicht mehr verantworten können, an diesem toxischen Ort zu bleiben.
Wir laden alle Menschen und Institutionen, die bisher der Stabi auf X gefolgt waren, ein, uns auf den Social-Media-Kanälen ihres Vertrauens zu folgen. Sie finden uns auf Instagram, Mastodon, Bluesky und Facebook.
Wir haben unseren Twitter-Account nicht gelöscht, sondern werden dort nichts mehr veröffentlichen. Wir haben im November das komplette Archiv der Tweets der Stabi Hamburg von Juni 2009 bis November 2024 von X/Twitter heruntergeladen und lokal archiviert. Mit Hilfe dieses Skriptes haben wir die Tweets in einen eigens dafür angelegten Archiv-Account der Stabi auf Bluesky eingespielt: https://bsky.app/profile/archivstabihh.bsky.social. Dadurch bleiben die von uns geteilten Informationen der vergangenen 15,5 Jahre an einem nicht-toxischen Ort erhalten, online zugänglich und referenzierbar.
Dieses fast schon selbstgefällige sich brüsten mit dem Rückzug,der Aufgabe intellektuellen Terrains, gefällt mir gar nicht. Elon Musk hin oder her.
Wenn wir das alle täten? wer wird dann noch dem Gegner Argumente entgegen halten und seiner perfiden Argumentation Einhalt gebieten? Erst dann haben Donald und Elon gewonnen.
Sehr geehrter Herr Lipke, danke für Ihren Kommentar.
Wir hatten weder vor, uns mit dem Rückzug selbst zu gefallen, noch gar, uns damit zu brüsten. Während etliche Kulturinstitutionen X schon viel früher den Rücken gekehrt hatten, haben wir ja noch vergleichsweise lange gewartet. Genau mit dem Argument, das Sie anführen und welches wir ja auch in diesem Statement genannt haben, um den späten Weggang zu erklären: da bleiben, dagegen halten, wertvolle Inhalte liefern, um Musk & Co. nicht das Feld zu überlassen. Aber wir sind zu dem Entschluss gekommen, ein Verbleiben auf der mittlerweile toxischen Plattform nicht mehr verantworten zu können. Das ultrarechte Lager nutzt X durch Musks Algorithmen gestützt zur Verbreitung von Propaganda und Fake News. Je weniger sich an diesem unsäglichen Treiben beteiligen, desto weniger Resonanz wird erzeugt.
Dass die Stabi mit dieser Haltung nicht alleine ist, hat gerade erst in der Vorwoche der NDR mit diesem Bericht gezeigt: Früher Twitter jetzt “X”: Kaum noch norddeutsche Kulturinstitutionen aktiv.