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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Bücher aus der Bibliothek von Gustav Gabriel Cohn

31. Januar 2018
von Redaktion — abgelegt in: Aktuelles,Hamburg — 3.766 Aufrufe

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Von Anna von Villiez.

Das einzige erhaltene Bild von Gustav Gabriel Cohn
(1863– 1942), Quelle: Privatbesitz

 

Am 22. Januar konnte die Stabi in Kooperation mit dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden 10 Bücher im Rahmen einer Restitution auf den Weg nach Israel bringen. Die Werke, allesamt Hebraika, stammten ursprünglich aus der Bibliothek von Gustav Gabriel Cohn, einem Hamburger Fondsmakler, der im Laufe seines Lebens eine umfangreiche Privatbibliothek zu religiöser Literatur des Judentums aufgebaut hatte.

Cohns Bücher gelangten, vermutlich im Rahmen der Beschlagnahmung des Besitzes nach seiner Deportation, in den Bestand der Stabi, wo sie im sogenannten „Altbestand“ erst viel später entdeckt und eingearbeitet wurden.

Gustav Gabriel Cohn wurde in Rawitsch im damaligen Posen als Sohn des jüdischen Religionslehrers Markus Cohn und seiner Frau Pauline geb. Brie geboren. Als junger Mann ging er nach Berlin, wo er etwa zehn Jahre verbrachte und unter anderem am Rabbinerseminar seine Ausbildung absolvierte. Noch in Berlin entschied er sich dann für eine weltliche Karriere als Bankier und Finanzmakler.

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„Schädlich und unerwünscht“ – Verbotene Literatur und NS-Raubgut in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland setzte im Frühjahr 1933 auch die Zensur von Literatur ein, wenige Wochen danach brannten Bücher; schon vor der „Machtergreifung“ waren schwarze Listen vorbereitet worden. Nun wurden Bibliotheken von politisch missliebigen Organisationen beschlagnahmt, Autoren verhaftet und verfolgt, ihre Werke verboten. Viele von ihnen flohen aus Deutschland.

Der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg kam in dieser Zeit eine besondere Rolle zu. Als wissenschaftliche Bibliothek musste sie die verbotenen Bücher nicht aussortieren, sondern war aufgefordert, diese Literatur zu verwahren, um die wissenschaftliche Befassung mit den „Feinden des Reiches“ zu ermöglichen.

Die von den emigrierten und später auch von den deportierten jüdischen Bürgern beschlagnahmten Besitztümer wurden durch das Reich gewinnbringend „verwertet“. Bücher wurden dabei den Bibliotheken angeboten, auch die Stabi profitierte davon. Sie erhielt besonders viel „verbotene Literatur“, da diese nicht öffentlich versteigert werden konnte.
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Talmud aus Raubgutbeständen nach Israel restituiert

1. Februar 2017
von Redaktion — abgelegt in: Aktuelles — 16.735 Aufrufe

Von Anna von Villiez.

Stempel Loebenstein Im Zuge der Provenienzforschung zu NS-Raubgut konnte die Staatsbibliothek am 20. Januar 2017 einen 15-bändigen babylonischen Talmud restituieren. Der Talmud in einer Ausgabe aus Wilna (heute Vilnius, Litauen), gedruckt 1883 bis 1912, war bis 1942 im Besitz von Eliesar Loebenstein gewesen, wie ein Stempel in jedem Band beweist.

Der Stempel findet sich in allen Bänden des babylonischen Talmuds von Eliesar Loebenstein

Bei der Durchsicht der Dauerleihgaben im Institut für die Geschichte der Deutschen Juden durch die Mitarbeiter der Arbeitsstelle Provenienzforschung – NS-Raubgut waren die Bände aufgefallen.

Anhand des Namens und der Adresse (Dillstraße 15) im Stempel gelang es zügig, die Biografie des Betroffenen zu rekonstruieren:

Eliesar Loebenstein, 1883 in Hamburg geboren, hatte religiös gelebt und war als Kantor und Gemeindebeamter ein wichtiges Mitglied der jüdischen Gemeinde Hamburgs gewesen. Mit seiner Frau Rahel geb. Emmanuel und den beiden Töchtern Sofie (geb. 1920) und Irma (geb. 1918) lebte er im Hamburger Grindelviertel.

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NDR berichtet über geraubte Bücher in der Stabi

9. Januar 2017
von Redaktion — abgelegt in: Aktuelles,Hamburg — 2.123 Aufrufe

Arbeitsstelle Provenienzforschung - NS-Raubgut der Stabivon Maria Kesting.

Am 28.12.2016 berichtete NDR 90,3 über die Tätigkeit der “Arbeitsstelle Provenienzforschung – NS-Raubgut der Stabi.”

Die Mitarbeiter der Arbeitsstelle beschreiben darin die mühsame Suche nach den geraubten Büchern und die detektivischen Recherchen, die nötig sind, um Erben zu ermitteln, denen die Bücher restituiert werden können.

Der Radio-Beitrag von Sven Barske (Dauer 2 Min. 49 Sek.) kann hier nachgehört werden:

„Dem Fernand Jellinek-Mercedes sein Buch“.

3. Januar 2017
von Redaktion — abgelegt in: Aktuelles — 2.674 Aufrufe

Von Maria Kesting.

Exlibris Raoul Fernand war der Sohn von Emil Jellinek und einer aus Algier stammenden Sephardin. Raoul wurde 1883 in Algier geboren. Sein Vater war ein wohlhabender Geschäftsmann und später Berater der Daimler-Motorengesellschaft. Nach seiner Tochter, also Raouls Schwester Mercedes, wurde übrigens das gleichnamige Automobil benannt. 1903 änderte die inzwischen in Baden bei Wien lebende Familie ihren Nachnamen in Jellinek-Mercedes.

Dank des väterlichen Erbes besaß Raoul neben einer großen Musikaliensammlung, eine Gemäldesammlung sowie eine wertvolle Bibliothek.

Wegen seiner jüdischen Herkunft war er nach dem „Anschluss“ Österreichs zunehmender Verfolgung und finanzieller Repression ausgesetzt. Seine Konten wurden aufgrund der „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden“ vom 18. Mai 1938 eingefroren. Um sich und seine Familie ernähren zu können, war er gezwungen, immer wieder Stücke aus seinen Sammlungen unter Wert zu verkaufen, Bücher z.B. an Buchhändler und Antiquariate.

Welchem Druck die Familie ausgesetzt war, beschreibt seine Witwe 1958 „ Am 10. Februar erschoss sich mein Gatte nach einer Amtshandlung des Vollstreckungsbeamten. Mein Gatte stand vor der Verhaftung. Ich musste nach meinem Gatten an Judenvermögensabgabe 32.000 RM bezahlen. Um diese enorme Summe aufzubringen musste ich die überaus kostbare Bibliothek, die einzigartige Partitursammlung und mein Grundstück in Baden …, ferner Schmuck und fünf sehr wertvolle Perserteppiche, weit unter Wert veräußern.“1

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Restitution von vier Büchern an die Familie Friedlaender

21. Dezember 2016
von Redaktion — abgelegt in: Aktuelles — 3.680 Aufrufe

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Von Anna von Villiez


Ende November konnte die Arbeitsstelle NS-Raubgut – Provenienzforschung vier Bücher der Familie Friedlaender nach Israel restituieren.

In zwei Büchern hatten wir den handschriftlichen Vermerk „Grete Friedlaender Fein“ gefunden.

Autograph Grete Friedlaender

Handschriftlicher Vermerk von Grete Friedlaender geb. Fein, 1926

Bei dem einen Buch handelt es sich um einen Erzählband von dem Schweizer Schriftsteller Bruno Frank, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft bereits 1933 Deutschland entfloh. Bei dem zweiten Buch handelte sich um einen Klassiker deutschjüdischer Literatur und um eine frühe jüdische Stimme gegen den erstarkenden Antisemitismus um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert: Julius Goldstein: Rasse und Politik.
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Raubgut-Band restituiert aus der Provenienz Victor Mauthner

25. November 2016
von Markus Trapp — abgelegt in: Aktuelles — 3.364 Aufrufe

 

Theodor Herzls zionistische Schriften

Sign. A/200159. In beluga mit Provenienz verzeichnet

Am 23. November konnte die Arbeitsstelle NS-Raubgut – Provenienzforschung der Stabi ein Buch nach Israel schicken, um es an die rechtmäßigen Erben zurück zu geben. In dem Buch war eher zufällig der Stempel von „Viktor Mauthner“ gefunden worden. Da der Band erst 1958 als Geschenk der Deutschen Forschungsgemeinschaft in die Bestände kam, war der Raubgut-Hintergrund zunächst nicht aufgefallen.

Es handelt sich um die „Zionistischen Schriften“ von Theodor Herzl in der 2. Auflage von 1920 – ein Klassiker der zionistischen Bewegung der europäischen Juden. Theodor Herzl begründete Ende des 19. Jahrhunderts den politischen Zionismus, der die Gründung eines eigenen Staates für alle Juden forderte. Ihm zu Ehren nannte eine kleine Gruppe Siedler vier Jahre später, 1924, eine Siedlung im damaligen Palästina. Bis heute heißt die dort entstandene Stadt im heutigen Israel „Herzlia“.

Viktor Mauthner (1894-1944) und seine Frau Anna geb. Vohryzek

Viktor Mauthner (1894-1944) und
seine Frau Anna geb. Vohryzek

Schnell ließ sich recherchieren, dass der Name Mauthner im habsburgischen Österreich-Ungarn häufig war. Die Mauthners waren eine verzweigte jüdische Familie mit vielen, teilweise bedeutenden Mitgliedern.

Über Viktor Mauthner ließ sich in Erfahrung bringen, dass er 1894 im damals böhmischen Grünberg bei Gablonz geboren wurde und als Buchhalter in Prag tätig war.

Mit seiner Frau Anna hatte er die drei Söhne Shlomo, Benjamin und Pavel.

Während seine älteren beiden Söhne mit der Jugend-Aliyah, einer zionistischen Jugendorganisation, in den 30er Jahren nach Palästina emigrierten, gelang dies Viktor Mauthner nicht mehr. Im Spätherbst 1941 begannen, parallel zu Deutschland, die Deportationen der jüdischen Bevölkerung aus dem besetzten „Protektorat Böhmen-Mähren“. Viktor Mauthner wurde mit seiner Frau und dem jüngsten Sohn, damals 15jährig, am 5. Juli 1943 zunächst in das Lager Theresienstadt deportiert, was von Prag nur etwa 60 Kilometer entfernt lag. Von dort wurden die drei Mauthners rund ein Jahr später nach Auschwitz weiterdeportiert und ermordet.

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Zwei Bücher reisen nach New York

21. April 2016
von Redaktion — abgelegt in: Schätze der Stabi — 2.601 Aufrufe

von Anna v. Villiez:

Restitution Ignatz BickVor sechs Jahren, im Mai 2010, restituierte die Stabi 6 Bücher des Frankfurter Rabbiners Ignatz Israel Bick an seine Tochter und berichtet darüber im Blog. Ignatz Bick war mit seiner Frau Mira 1939 über London in die USA ausgewandert, da sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft unter der antisemitischen Verfolgung litten und bedroht waren. Ihre Kinder hatten Deutschland angesichts der immer gefährlicheren Lage bereits verlassen. Ihr Hab und Gut hatten sie in Container verpackt und wollten es über den Hamburger Hafen in die USA ausschiffen lassen. Die Container wurden jedoch im Hafen von der Gestapo nach Kriegsbeginn beschlagnahmt und die Bücher am Ende als „Geschenke“ in die Stabi verbracht. 2010 konnten die Bücher der Tochter des Ehepaares Bick, Inge Isler, übersandt werden.

Inzwischen fanden sich in unseren Beständen zwei weitere Bände mit dem Besitzvermerk Ignatz Isaak Bick. Seine Tochter Inge ist inzwischen verstorben. Ihre beiden Söhne, Robert und Frank Isler (USA), entschieden sich nun, die Bücher als Spende dem Leo Baeck Institut in New York zu stiften. Die beiden Bände befinden sich seit Freitag auf dem Postwege nach New York, wo sie künftig in der Bibliothek des Leo Baeck Institutes genutzt werden können.

Von Anna v. Villiez

Ausstellung

Die kleine Ausstellung ist ab sofort im Philoturm (4. Stock) bis mind. Ende März zu besichtigen.

Die Bibliothek Neuere deutsche Literatur am Institut für Germanistik im Philosophenturm widmet eine kleine Ausstellung einem speziellen Büchererbe: den Büchern aus der ehemaligen Mädchenschule Mittell-Redlich. Die Arbeitsstelle für Provenienzforschung der Stabi unterstützte die Bibliothek bei den Recherchen zu der spannenden Geschichte dieser Bücher, da der Verdacht nicht auszuschließen war, dass die Bücher als NS-Raubgut in den Bestände gelangt waren. Die Miniausstellung ist ab sofort in den Räumen der Bibliothek für Neuere deutsche Literatur (Philoturm, 4. Stock, Raum 450) zu sehen. Die Rechercheergebnisse sind in diesem Text zusammengefasst.

Im Frühjahr 2015 fielen in der Fachbereichsbibliothek Sprache Literatur Medien – Teilbibliothek Neuere deutsche Literatur im Philosophenturm eine Reihe von Büchern auf: Besitzvermerke und Exlibris wiesen entweder „Meta Mittell“ oder „Meta Redlich“ als Vorbesitzerinnen aus, in einigen fanden sich auch Stempel „Schule Mittell“. Die Bibliothek begann zu recherchieren, da ein Raubgut-Hintergrund nahelag. Schnell war herausgefunden, dass es sich bei den Vorbesitzerinnen um die Leiterinnen der ehemaligen Mädchenschule Mittell-Redlich gehandelt haben muss. Diese Mädchenschule hatte von 1904 bis 1939 Die Schule war bereits Gegenstand eines gründlichen historischen Aufsatzes von Renate Hauschild-Thiessen. Vgl.: Dies.: Mittell-Redlich, eine Hamburger Privatschule für Mädchen, in: Hamburgische Geschichts- und Heimatblätter, S. 191-201. bestanden. Es handelte sich jedoch um eine evangelische Schule.
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Restitution an Hermann Simon

23. Februar 2016
von Redaktion — abgelegt in: Aktuelles — 4.758 Aufrufe

Von Anna v. Villiez

Restitution von vier Büchern an Hermann Simon, Gründungsdirektor des Centrum Judaicum in Berlin

Exlibris Hermann und Rose Simon

In den Büchern fanden sich zwei unterschiedliche Exlibris von Hermann und Rose Simon.

Anhand von zwei künstlerisch gestalteter Exlibris von Hermann und Rose Simon hatte die Arbeitsstelle Provenienzforschung vier Bücher, die ursprünglich aus der Theatersammlung Hamburg stammten, als Raubgut identifizieren können. Jetzt übersandte sie dem Enkel und Erben der Vorbesitzer, Hermann Simon, die Bände. Hermann Simon ist der Gründungsdirektor des Centrum Judaicum in Berlin.

Die Provenienzrecherche konnte in diesem Fall auf die Vorarbeiten der ZLB Berlin zurückgreifen. Dort war in einer Exlibris-Sammlung das Exlibris von Hermann und Rose Simon aufgetaucht und bereits restituiert worden.

Bei den durch die SUB nun restituierten Büchern handelte es sich um drei Bände von Ludwig Bellermann zum Verständnis von Schillers Dramen in einer Ausgabe von 1908. Des Weiteren fand sich auch in einer Euripides-Ausgabe von 1886 ein Exlibris von Rose und Hermann Simon. Beiden Exlibris wurden von dem Berliner Künstler Erich Büttner gestaltet.
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