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Diamond-Open-Access-Zeitschriften: Veröffentlichen in wissenschaftlicher Hand

27. Oktober 2023
von Redaktion — abgelegt in: Aktuelles,Open Access,Open Science — 1.346 Aufrufe

Von Dr. Oliver Krüger.

Artikel in Diamond-Open-Access-Zeitschriften sind für Autor:innen und Leser:innen kostenlos. Mit diesem Publikationsmodell bleiben die Veröffentlichungen und die Publikationsinfrastruktur in der Hand der Wissenschaft.

Wer es kennt, weiß es zu schätzen: das offene Schloss neben Publikationen. Der dezente Hinweis auf eine Open-Access-Publikation gibt uns die Möglichkeit, die Publikation kostenlos zu lesen und – die entsprechenden Lizenzbestimmungen vorausgesetzt – zu verbreiten. Doch das offene Schloss sagt noch nichts darüber aus, unter welchen Bedingungen eine Publikation entstanden ist. Viele außerhalb der Wissenschaft wissen nicht, dass Wissenschaftler:innen bzw. die Forschungsinstitutionen viel Geld für Open-Access-Publikationen bezahlen. Mit Artikelgebühren (APC = Article Processing Charges) werden schlussendlich die Autor:innen von wissenschaftlichen Artikeln zur Kasse gebeten, um eine freie Verfügbarkeit finanzierbar, wenn nicht sogar profitabel zu halten. Durchschnittlich mussten Autor:innen 2022 pro Open-Access-Publikation in einem Verlag etwa 2000 Euro bezahlen – für eine Publikation versteht sich.

Doch es geht auch anders: In dem Publikationsmodell Diamond Open Access verlangen Zeitschriften oder Publikationsinfrastrukturen weder von den Autor:innen noch von den Leser:innen Gebühren. Hierbei wird die Publikationsinfrastruktur in die Hand der Wissenschaft gegeben. Wie das funktioniert, wird an dem Zeitschriften-Hosting von Hamburg University Press veranschaulicht.

Diamond Open Access

Diamond Open Access ist mittlerweile nicht mehr nur ein Publikationsmodell, das von wissenschaftlichen Communities gelebt wird, sondern auch politisch gewollt ist. Doch was zeichnet eine Diamond-Open-Access-Publikation aus? Auch wenn Diamond Open Access ein Begriff mit mehreren Bedeutungen ist, beinhalten die gängigsten Verwendungsweisen folgende drei Elemente:

1. Wissenschaftliche Selbstbestimmung: Veröffentlichungen bleiben in der Hand der Wissenschaft.
2. Technische Selbstverwaltung: Technische Plattformen werden von wissenschaftlichen Einrichtungen verantwortet.
3. Geschäftsmodell: Autor:innen und Leser:innen zahlen nichts.

Damit steht Diamond Open Access für ein Publikationsmodell, in dem die Durchführungsbedingung der Veröffentlichung von Zeitschriften und Artikeln vorgeschrieben wird.

Diamond-Open-Access-Standards

Standards im Diamond Open Access unterstützen sowohl die Wissenschaft als auch wissenschaftliche Bibliotheken bei ihren Publikationen bzw. den bereitgestellten Publikationsservices. Im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens geben Standards die Durchführungsbedingungen vor, unter denen eine Zeitschrift und deren Artikel veröffentlicht werden können. Standards können ganz unterschiedliche Aspekte des wissenschaftlichen Publizierens regeln, wie zum Beispiel Lizenzen oder Metadatenanforderungen. Beispiele für Standards sind die DOAJ– und PlanS-Kriterien oder die OpenAIRE-Richtlinien. Mittels solcher Standards wird sichergestellt, dass sowohl Zeitschriften im Allgemeinen als auch die einzelnen Artikel einer Open-Access-Zeitschrift die Vorgaben des Diamond Open Access erfüllen. Eine Zeitschrift kann über die Erfüllung von Standards gewährleisten, dass sie die Anforderungen wichtiger Open-Access-Indizes, wie dem DOAJ, erfüllt. Weiterhin kann die Zeitschrift sich das Label Diamond Open Access auf die Fahne schreiben. Diamond-Open-Access-Standards gelten auch für die Publikationsinfrastruktur. Für Bibliotheken haben Standards den Vorteil, dass die bereitgestellten Dienste nachhaltig und stabil angeboten werden können. Zudem kann die Skalierbarkeit ihres Angebots sichergestellt werden.
Standards sind also sowohl für die Wissenschaft als auch für Bibliotheken eine Bereicherung.

Zeitschriften-Hosting für die Hamburger Wissenschaft

Zeitschriftenvorlage

Das qualitätsgesicherte Hosting-Angebot von Hamburg University Press, dem Open-Access-Publikationsdienst der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, richtet sich an Wissenschaftler:innen der Universität Hamburg, der Hamburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die eine Diamond-Open-Access-Zeitschrift verwirklichen wollen. Das Angebot wendet sich an (angehende) Herausgeber:innen, die eine qualitätsgesicherte Open-Access-Zeitschrift herausgeben oder eine traditionelle Zeitschrift ins Open Access überführen möchten. Eine Zeitschrift im Hosting von Hamburg University Press erfüllt alle genannten Kriterien des Diamond Open Access für wissenschaftliche Erstpublikationen und ist für Autor:innen sowie Leser:innen kostenlos. Darüber hinaus erfüllt das Hosting-Angebot von Hamburg University Press alle gängigen Standards, die für eine erfolgreiche Indexierung unerlässlich sind. Diese Standards werden durch die verbindlichen Standards und Richtlinien des Publikationsdienstes sichergestellt. Hamburg University Press unterstützt die Redaktionen bei der nachhaltigen und aktiven Sichtbarmachung, Indexierung und Verbreitung der Publikationen sowie der Rechtssicherheit in ihrer (Nach‑)Nutzung. Die inhaltliche Qualitätssicherung und alle redaktionellen Aufgaben liegen bei diesem Service vollständig in der Verantwortung der Wissenschaftler:innen.
Somit verbleiben alle Prozesse rund um das Veröffentlichen in der Hand der Wissenschaft oder von wissenschaftsnahen Diensten.

Veröffentlichungen in wissenschaftlicher Hand

Die Ausführungen zu Diamond Open Access zeigen, dass es verschiedene Modelle von Open Access gibt. Diamond Open Access schreibt bestimmte Publikationsbedingungen vor. Dabei kommt der Wissenschaft und wissenschaftsnahen Diensten eine zentrale Verantwortung zu. Solche Prozesse werden gerne mit Labels wie scholar-led, community-geleitet, academic-led oder -owned in Verbindung gebracht. Diese Begriffe stehen in Anlehnung und als Ergänzung des Publikationsmodells Diamond Open Access für einen Kulturwandel in der wissenschaftlichen Publikationslandschaft. Diamond-Open-Access-Zeitschriften können die wissenschaftliche Verantwortung neu denken: Publikationsprozesse werden dabei von der Wissenschaft selbst verantwortet und durchgeführt. Wissenschaftliche Bibliotheken spielen dabei eine maßgebliche Rolle. Sie stellen die nötige Publikationsinfrastruktur in Form von Publikationsdiensten bereit, sind wissenschaftsnah und daher Teil der wissenschaftlichen Community.
Diese Zusammenarbeit aus Wissenschaft und Bibliotheken stellt ein qualitätsgesichertes Diamond Open Access zukünftig sicher.


Dies ist ein Artikel aus der Reihe “OpenAccess@SUBHH”. Während der Open-Access-Woche 2023 berichten wir in Blogbeiträgen über Aktivitäten der Bibliothek zu Open Access. Hier die veröffentlichten Beiträge im Überblick:

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