Offene Wissenschaft: (inter-)national unterstützt und gefördert
26. Oktober 2023
von Isabella Meinecke — abgelegt in: Aktuelles,Open Access,Open Science — 832 Aufrufe
Der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und wissenschaftlichen Materialien (Open Access) ist wichtiger Bestandteil einer offenen Wissenschaft (Open Science). Beide Spielarten der Offenheit werden von Seiten der Wissenschaftspolitik wie auch von Forschungsförderern unterstützt.
… von BMBF und KMK
“Eine freie Wissenschaft lebt von der Publikation ihrer Ergebnisse. Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn lebt von Offenheit: der Offenheit zur Diskussion über Forschungsfragen, der Offenheit über den vielversprechendsten Weg zur Lösung dieser Fragen, der Offenheit, Forschungsergebnisse immer wieder neu zu hinterfragen, sie zu verwerfen oder zu vertiefen.”
So formulierte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz (KMK) in der Einleitung zu Open Access in Deutschland. Gemeinsame Leitlinien von Bund und Ländern (2023). Weiter heißt es dort mit Blick auf die Covid-19-Pandemie und die damit verbundene Notwendigkeit, Forschungsergebnisse sowohl den weltweit vernetzten Forschenden als auch der der Politik und einer breiten Öffentlichkeit schnell und digital zugänglich zu machen: “Für Bund und Länder ist daher Open Access ein besonderes Anliegen.”
… der DFG
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt ebenfalls Open Access und eine offene Wissenschaft. Im Positionspapier Open Science als Teil der Wissenschaftskultur (2022) erklärt der wichtigste Forschungsförderer in Deutschland seinen Anspruch, Wissenschaftler:innen und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen wie z. B. Bibliotheken dabei zu unterstützen, Open Science praktisch umzusetzen und zu etablieren. Die Chancen von offener Wissenschaft sieht der Förderer vor allem in der Verbesserung von Forschungsprozessen, der Unterstützung von Open Access, der Stärkung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit sowie der Erleichterung von Innovationen.
… dem Europäischen Rat
Auf europäischer Ebene ist wissenschaftliche Offenheit ebenfalls ein wichtiges Thema. Im Mai 2023 verabschiedete der Europäische Rat, der die allgemeinen politischen Zielvorstellungen und Prioritäten der EU festlegt, seine Schlussfolgerungen Wege des hochwertigen, transparenten, offenen, vertrauenswürdigen und fairen wissenschaftlichen Publizierens. In diesen Schlussfolgerungen wird u. a. der Anspruch formuliert, dass der sofortige freie Zugang Norm sein sollte. Darüber hinaus sollten nicht-kommerzielle Veröffentlichungsmodelle unterstützt werden. Institutionen und Geldgeber werden europaweit dazu ermutigt, gemeinnützige Modelle ohne Autor:innengebühren für Veröffentlichungen, das so genannte Diamond Open Access, verstärkt zu unterstützen.
Zu diesen Angeboten zählen insbesondere Open-Access-Publikationsdienste wie Repositorien, Hochschulverlage oder Hosting-Angebote, die von wissenschaftlichen Einrichtungen für Wissenschaftler:innen bereitgestellt werden. Die Verbesserung und Vernetzung solcher Angebote wird ganz im geschilderten Sinn zurzeit im Rahmen von drei EU-Projekten mit insgesamt 10 Mio. Euro gefördert.
EU-Projekte DIAMAS, CRAFT-OA und PALOMERA
Diese Projekte haben das Ziel, europaweite Standards für institutionelle OA-Publikationsangebote zu schaffen, deren formale Qualität zu verbessern und die Sichtbarkeit der über diese Angebote publizierten Veröffentlichungen zu erhöhen.
Im Rahmen des im Juli 2022 gestarteten Projektes DIAMAS (Developing Institutional Open Access Publishing Models to Advance Scholarly Communication) mit 23 Konsortialpartnern aus 12 europäischen Ländern wird die Entwicklung praktischer Empfehlungen für Richtlinien und Strategien institutioneller Anbieter von OA-Publikationsdiensten betrieben.
Das 2023 gestartete EU-Projekt CRAFT-OA (Creating A Robust Accessible Federated Technology for Open Access; Projektleitung: SUB Göttingen, Projektbeteiligung: SUB Hamburg, TIB Hannover) mit 23 Konsortialpartnern aus 14 europäischen Ländern ist als Ergänzung zu DIAMAS zu verstehen. Ziele des Projektes sind die Erarbeitung von technischen Verbesserungen für Zeitschriftenplattformen und -software, der Aufbau von Netzwerken von Expert:innen sowie die Erhöhung der Sichtbarkeit und Auffindbarkeit von Diamond-OA-Veröffentlichungen durch Integration in die European Open Science Cloud (EOSC) und durch andere große Datenaggregatoren.
Das Projekt PALOMERA (Policy Alignment of Open Access Monographs in the European Research Area) mit 16 Partnern widmet sich Open-Access-Büchern.
Die Projekte lassen sich ganz im Geiste des Mottos der Open-Access-Woche “Community over Commerzialization” verstehen. Sie unterstützen die Vielfalt von Publikationsmöglichkeiten (Bibliodiversität), die der Vielfalt der Wissenschaft entspricht. Im Sinn der genannten wissenschaftspolitischen Erklärungen werden die Ergebnisse ihrer “Communities of Practice”, ihrer Anbieter- und Anwendergemeinschaften, ein Gegengewicht zur zunehmenden Kommerzialisierung von öffentlich finanzierten wissenschaftlichen Publikationen bilden – zur Unterstützung der Wissenschaft.
Dies ist ein Artikel aus der Reihe “OpenAccess@SUBHH”. Während der Open-Access-Woche 2023 berichten wir in Blogbeiträgen über Aktivitäten der Bibliothek zu Open Access. Hier die veröffentlichten Beiträge im Überblick:
- HamburgWissen-Digital „2.0″. Ein Werkstattbericht zur Entwicklung des neuen landeskundlichen Regionalportals Hamburg
- Werkstattbericht: Vom Aufbau eines Open-Access-Fachrepositoriums für die Romanistik
- Offene Wissenschaft: (inter-)national unterstützt und gefördert
- Diamond-Open-Access-Zeitschriften: Veröffentlichen in wissenschaftlicher Hand