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“Transformation”: Open Access erobert auch das kommerzielle Verlagsgeschäft!

26. Oktober 2018
von CHJ — abgelegt in: Aktuelles,Open Access — 2.215 Aufrufe

Poster zum Thema anlässlich der Open Access-Woche 2018

[Update] Poster zum Thema anlässlich der Open Access-Woche 2018

Ein wichtiger Bereich der wissenschaftlichen Literaturversorgung erfolgt über Fachzeitschriften. Und die Publikation in einer Zeitschrift ist ein entscheidender Schritt der wissenschaftlichen Arbeit.

Open Access verändert die Wissenschaftslandschaft fundamental, und dies wirkt sich auch auf das Feld der Zeitschriften aus: Neben genuinen OA-Zeitschriften bieten zunehmend auch kommerzielle Verlage Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, in etablierten Zeitschriften Artikel im Open Access zu veröffentlichen. Dabei bedeutet Open Access nicht komplett “kostenlos”: Bei der Publikation fallen Kosten an, und auch wenn der Zugriff am Ende kostenfrei gewährt wird, so sind doch Veröffentlichungsgebühren (Article Processing Charges, APC) zu entrichten, von Publizierenden selbst oder ihren Einrichtungen. Inzwischen haben sich verschiedene neue Geschäftsmodelle entwickelt, die auf dieser Form der Finanzierung aufbauen.

Sogenannte Transformationsverträge setzen daran an, dass wissenschaftliche Bibliotheken seit Jahren erhebliche Mittel für die Lizenzierung von Zeitschriften bereitstellen, und verfolgen das Ziel, einen Teil dieser Mittel stattdessen in eine Finanzierung der Publikationen zu überführen.

Dieser Ansatz hat Vorteile für alle Beteiligten: Verlage können wirtschaftlich handeln und sich der steigenden Nachfrage nach Open-Access-Angeboten öffnen, Bibliotheken stellen die Kontinuität ihrer Literaturversorgung sicher und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler profitieren von der stärkeren Verbreitung und Rezeption einer Open-Access-Veröffentlichung und der Zusammenarbeit mit einem renommierten Verlag bzw. einer renommierten Fachzeitschrift.

Ein typischer “Transformationsvertrag” setzt sich aus einer Komponente zusammen, die von der Anzahl der Publikationen einer Einrichtung in der jeweiligen Zeitschrift bestimmt wird, sowie zusätzlichen Kosten für den sonstigen Zugriff auf die Zeitschrifteninhalte. Dabei sollte eine schrittweise Verschiebung hin zur Publikationskomponente erfolgen: Am Ende steht ein rein publikationsfinanziertes OA-Portfolio, das sich von der Idee einer Zeitschriften-Subskription gelöst hat.

Andere Modell sehen diese explizite Verschiebung nicht vor, eröffnen aber Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, deren Einrichtung eine Zeitschrift lizenziert hat, die Möglichkeit, die eigene Publikation innerhalb einer eigentlich subskriptionspflichtigen Zeitschrift Open Access zu stellen (“hybride Zeitschriften”) – gebührenfrei oder zu besonders günstigen Bedingungen: Die Publizierenden verbessern dadurch die Sichtbarkeit Ihrer Arbeit und leisten zugleich einen Beitrag zum weltweit frei verfügbaren Angebot an hochwertiger wissenschaftlicher Literatur.

Manche Verlage, die bereits reine OA-Zeitschriften zur Verfügung stellen, bieten den Wissenschaftseinrichtungen Mitgliedschaften oder besondere Konditionen an. Auch das ist eine Möglichkeit für Angehörige, von günstigen Publikationsbedingungen zu profitieren.

Die Stabi hat an dieser Stelle vor einiger Zeit bereits die Beispiele dreier unterschiedlicher Modelle vorgestellt:

Eines der bekanntesten Open Access-Pilotprojekte ist SCOAP³ (Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics). Durch dieses internationale Projekt wurde erreicht, die Mehrzahl aller wissenschaftlichen Publikationen SCOAP³aus dem Bereich der Hochenergie-Physik (HEP, Teilchenphysik) im Open Access bereitzustellen. Die Finanzierung wird mittlerweile ausschließlich auf Basis des Publikationsaufkommens durch wissenschaftliche Einrichtungen und Bibliotheken ermöglicht. Für die Universität Hamburg teilen sich die Bibliothek des Fachbereichs Physik und die Stabi die Beitragskosten. Für die HEP-Wissenschaftler der Universität entfallen damit sämtliche Publikationskosten ihrer Veröffentlichungen in den teilnehmenden Fachzeitschriften.

Das Multidisciplinary Digital Publishing Institute (MDPI) ist ein namhafter Verlag für wissenschaftliche Open-Access-Fachzeitschriften. Alle Artikel in den über 160 MDPI-Zeitschriften stehen unter einer Creative Commons-MDPILizenz. Die Stabi finanziert eine Mitgliedschaft für die Universität Hamburg, durch die die APC für alle Autorinnen und Autoren aus der Universität um 25% reduziert werden.

Die Royal Society of Chemistry erteilt für ihre Zeitschriften ein “Read & Publish”-Lizenz. Damit sind zum einen die Volltexte aller Zeitschriften der RSC campusweit verfügbar (“Read”-Komponente), zum anderen fallen für Autorinnen und Autoren aus der Universität für Open Access-Veröffentlichungen keine Publikationsgebühren (APC) an (“Publish”-Komponente). Das Angebot wird gemeinsam von der Bibliothek des Fachbereichs Chemie und der Stabi finanziert.

 

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