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Die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde bekommt Besuch

30. Juni 2014
von Markus Trapp — abgelegt in: Aktuelles,Hamburg — 5.768 Aufrufe

Von Maria Kesting

Im Rahmen des Besuchsprogramms für jüdische ehemalige Hamburger Bürgerinnen und Bürger haben am Sonntag, dem 22.6.2014, 20 Personen aus den USA, Uruguay, Israel und anderen Ländern die Staats- und Universitätsbibliothek besucht.

Das Besuchsprogramm existiert in Hamburg seit langem. Genau beschrieben und analysiert hat es Lina Nikou in ihrem Buch „Zwischen Imagepflege, moralischer Verpflichtung und Erinnerungen“ (Signatur: A 2011/2510). Im Rahmen dieses Programmes lädt die FHH jüdische ehemalige Hamburger ein – mittlerweile über 4.500. Inzwischen sind es auch die Kinder, Enkel und Urenkel der ehemaligen Hamburger Bürgerinnen und Bürger, die am Besuchsprogramm teilnehmen.
In diesem Jahr ist die Stabi erstmals ins Programm aufgenommen worden. Grund hierfür: Die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Als einer der Geldgeber für deren Erschließung hat die Senatskanzlei der FHH darum gebeten, die Besichtigung der Gemeindebibliothek zu ermöglichen. Dieser Bitte ist die Bibliothek gerne nachgekommen.

Da die Bibliothek momentan noch nicht repräsentativ aufgestellt ist und wir den Gästen nicht die engen Gänge im Bücherturm zumuten wollten, haben wir ausgewählte Stücke in den Konferenzraum gebracht. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, denn so konnten die Gäste in den Büchern blättern, sie von allen Seiten anschauen.

Nach einer Begrüßung durch Frau Dr. Blödorn-Meyer und einem kurzen Überblick über die Geschichte der Gemeindebibliothek durch Frau Preuss hatten wir ausreichend Zeit uns mit den Gästen zu unterhalten.

Die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde bekommt Besuch

Lebhaft wurde diskutiert, wie kann man die Bibliothek erschließen kann, wer dafür noch Geld geben könnte (das ist doch ganz einfach, das machen Studenten aus den USA oder Israel gegen Kost und Logis – der amerikanische Weg der Problemlösung). Alle waren sich einig, dass es wichtig ist, diesen Schatz zu erhalten und wieder zugänglich zu machen.

Nach einer Weile kamen in Einzelgesprächen auch persönliche Geschichten zur Sprache. Der Gast aus Uruguay erzählte, dass er als Vierjähriger mit seinen Eltern ausgewandert ist, andere dachten an ihre deportierten und ermordeten Groß- und Urgroßeltern, die vielleicht die Bücher der Gemeindebibliothek benutzt haben.
Da wird Geschichte plötzlich ganz gegenwärtig und tut weh.

Die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde bekommt Besuch

Ein besonderes Erlebnis bereitete uns eine junge Studentin, die in einem der Bücher ihren Text zur Bat Mizwa (hebräisch בַּת מִצְוָה ‚Tochter des Gebots‘) fand und vortrug.

Ganz besonders gefreut haben wir uns über eine Rückmeldung:

Dear Maria,
We were hoping to make it this morning back to the library and, unfortunately, we were running late and could not come. I’m so sorry to not have let you know sooner. We greatly enjoyed our visit and seeing the book collection, and meeting you and your colleagues was a highlight of the experience. I’m sure that our paths will cross again, as we feel there is so much more for us to learn and discover in Hamburg. Please keep me informed of any further developments — we would love to help in any way!
All the best, Yonit

Sollte man je Zweifel gehabt haben, ob es wichtig ist, die Bibliothek der jüdischen Gemeinde zu erschließen, oder ob es sinnvoll ist,in unseren Beständen nach NS-Raubgut zu suchen – nach solchen Begegnungen sind sie verflogen.

Noch ein Hinweis:
„Ich hätte nicht geglaubt, noch einmal hierher zu kommen“. So heißt eine Ausstellung, die ab dem 21.8.2014 in der Rathausdiele auf das Schicksal ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aufmerksam macht und sich mit dem Hamburger Besuchsprogramm auseinandersetzt.

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