Open Access und digitales Publizieren
21. Oktober 2019
von Isabella Meinecke — abgelegt in: Aktuelles,Open Access — 2.373 Aufrufe
Die Entwicklung von Open Access ist eng mit dem elektronischen Publizieren im herkömmlichen Sinn, also mit der digitalen Bereitstellung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, verbunden. Ende des 20. Jahrhunderts entdeckten neben Verlagen auch Wissenschaftler*innen die Vorzüge der neuen technischen Möglichkeiten durch das Internet. Sie begannen noch nicht veröffentlichte Artikel (Preprints) sowie Dissertationen und ähnliche Schriften digital zu veröffentlichen und für Nutzende kostenfrei verfügbar zu machen – mit Unterstützung ihrer Bibliotheken. Starke Preisanstiege insbesondere bei wissenschaftlichen Zeitschriften und eine zunehmend dynamische Publikationslandschaft motivierten öffentliche Einrichtungen zusätzlich, für die und gemeinsam mit der Wissenschaft Alternativen und Ergänzungen zu bestehenden Verlagsangeboten umzusetzen.
Der Begriff “Open Access” für diese Weise dieses Veröffentlichens wurde erstmals 2002 im Rahmen der Budapest Open Access Initiative (BOAI) formuliert und bezog sich zunächst auf Zeitschriftenartikel. Diese Definition wurde bereits ein Jahr später in der “Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen” bedeutend erweitert. Entsprechend der sich wandelnden Publikationslandschaft hat sich auch die Definition von Open Access weiter entwickelt und wird in einem Zug mit offenen Infrastrukturen und offener Wissenschaftskommunikation genannt.
Open-Access-Veröffentlichen heute
Politischer Wille
In den letzten Jahren hat sich eine vielfältige Publikationslandschaft mit zahlreichen Angeboten entwickelt. Heute ist Open Access als Publikationsmodus etabliert und wird von der Politik (z. B. mit der Open-Access-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und deren Förderrichtlinien; Maßnahmen der Europäischen Kommission) und von Forschungsförderern gefordert und unterstützt.
In der aktuellen Diskussion ist vor allem der Plan S, eine weitreichende Strategie zur Förderung des freien Zugangs. Getragen wird das Projekt von der cOAlition S, einer Allianz aus nationalen und internationalen Forschungsförderern sowie der Europäischen Kommission und dem Europäischen Forschungsrat.
Zukunftsweisende Entwicklungen
Viele Fachverlage haben schon seit Längerem Open Access als Geschäftsmodell für sich entdeckt und ermöglichen entsprechende Veröffentlichungen. Große Verlage erweitern ihr Angebot dabei zunehmend auf den gesamten wissenschaftlichen Publikationsprozess und bieten entsprechend umfassende Infrastrukturen an. Aus Sorge um den Verlust der gerade gewonnenen Offenheit werden zunehmend auch offene wissenschaftliche Infrastrukturen gefordert. Eine vielfältige Publikationslandschaft (“Bibliodiversität”) wird als ein für die Wissenschaft wichtiges Qualitätsmerkmal verstanden. Wissenschaftsgetriebene nichtkommerzielle nationale wie internationale Infrastrukturen entstehen, z. B. im Rahmen von OPERAS, einer europäischen Forschungsinfrastruktur zur Entwicklung von offener Wissenschaftskommunikation in den Geistes-und Sozialwissenschaften oder in Form einer Cloud-Lösung für die Geistes- und Sozialwissenschaften SSHOC. Dabei sind wissenschaftliche Bibliotheken nach wie vor wichtige Partner.
Open-Access-Publizieren mit der Stabi
Die Stabi hat bereits 1998 mit ihrem E-Dissertationsserver eine Veröffentlichungsmöglichkeit geschaffen. Darüber hinaus bietet die Bibliothek das Hosting, also den technischen Betrieb, von Dokumentenservern für wissenschaftliche Einrichtungen an und unterstützt diese so beim Veröffentlichen. Die Hosting-Angebote werde im Rahmen von des Programms Hamburg Open Science weiterentwickelt und orientieren sich am DINI-Zertifikat, einem Qualitätsmaßstab für Open-Access-Publikationsdienste.
Neben Dokumentenservern sind Universitätsverlage zentraler Teil des bibliothekarischen Infrastrukturangebots.
Hamburg University Press ist seit 2006 der Open-Access-Verlag der Stabi. Er bietet die Veröffentlichung von Monografien und Sammelbände sowie das Hosting von Open-Access-Zeitschriften (Bsp.: International Journal for Research in Vocational Education and Training (IJRVET), apropos [Perspektiven auf die Romania]). Auf dem Zeitschriftenserver können begutachtete wissenschaftliche Zeitschriften veröffentlicht werden. Im Projekt Modernes Publizieren im Rahmen von Hamburg Open Science entwickelt der Stabiverlage mitder TU Hamburg zukunftsweisende Wege des wissenschaftlichen Publizierens.
Optimale Sichtbarmachung und nachhaltige Verbreitung gehören zu den wesentlichen Verlagsaufgaben (u.a. Deutsche Nationalbibliothek, Worldcat, beluga, OAPEN-Library, DOAB, OpenAIREPlus, Google Scholar, BASE Bielefeld Academic Search Engine).
Der Verlag ist u. a. Mitglied bei Open Access Publishing in European Networks (OAPEN) sowie im Netzwerk OJS-de.net. Er wirkt im Vorstand der Association of European University Presses (AEUP) sowie in der AG Universitätsverlage mit an der (inter-)nationalen Vernetzung und Zusammenarbeit im Sinne der Wissenschaft.
Neben eigenen Angeboten und Services unterstützt die Stabi Wissenschaftler*innen auch bei der Veröffentlichung von Artikeln in Fachverlagen (s. Blogbeitrag zur Open-Access-Transformation).
Das Veröffentlichungsangebot wird durch Informationen z. B. bei Fragen zur Lizenzierung und beim wissenschaftlichen Veröffentlichen unterstützt – eine runde Sache.
Veranstaltung zum Thema:
Workshop im Rahmen der Open-Access-Woche 2019 für Promovierende und Publikationsinteressierte: Strategien für das wissenschaftliche Publizieren. Di., 22.10., 15:30-17h, Altbau R.3