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Neu in der Theatersammlung: Bocksboys Bühnenbilder

12. April 2007
von AC — abgelegt in: Fachbibliotheken,Schätze der Stabi — 9.053 Aufrufe

Der Graphik-Designer Achim Bocksboy hat der Theatersammlung der Universität Hamburg die Bühnenbildentwürfe, die er für die Inszenierungen des theaters 53 geschaffen hat, geschenkt. Das theater 53 galt in einer Zeit, als Hamburgs große Bühnen jedem Experiment abhold waren, als ein Geheimtipp. „Eine Bühne … für das unkonventionelle Schauspiel unserer Zeit“ wollte es sein und Spielformen finden, „deren Ausdruck den Dissonanzen der Jazz-Musik gleichen“ sollte. Hier kamen die jungen Dramatiker – zwischen Existentialismus und absurdem Theater – zu Wort, und dies noch bevor sich das Theater im Zimmer ihrer annahm. Eugène Ionesco und Jean Genet, Edward Albee und Harold Pinter sowie die frühen Stücke von Günter Grass, Martin Walser und Peter Weiss waren hier erstmals in Hamburg zu erleben, aber auch Szenen aus Bertolt Brechts Furcht und Elend des Dritten Reichs.

Buehnenbild von Achim BocksboyBegonnen hatte die Schar junger Künstler, an deren Spitze zunächst Markus Scholz, dann Karl-Ulrich Meves stand, in einer Baracke an der Rothenbaumchaussee. Von der Baupolizei daraus vertrieben, versuchten sie es im benachbarten Feuerlöschteich: die Zuschauer im (leeren) Bassin, die Schauspieler an dessen Stirnseite (vgl. Abb.), dann in dem Bunker auf demselben Gelände. Dort gelang ihnen 1954 mit der Generation ohne Abschied, einer Vorstellung mit Dichtungen von Wolfgang Borchert, der Durchbruch; ein Hemingway-Abend im darauffolgenden Jahr bekräftigte den Erfolg. 1959 zogen sie in einen Keller an der Landwehr. Hier wie dort spielten sie auf einer über Eck gestellten Bühne in hautnahem Kontakt mit dem Publikum: ohne Rampe und mit kaum mehr Technik als einem Diaprojektor. Achim Bocksboy, ein Schüler Alfred Mahlaus, der von der Eröffnung bis zu der Schließung des Theaters (1965) die Dekorationen für fast alle der rund 70 Produktionen entwarf, hatte diese buchstäblich aus dem Nichts zu schaffen – während er seinen Lebensunterhalt mit der Gestaltung von Firmensignets, Broschüren und anderen Drucksachen verdiente.

Vor einigen Jahren bereits haben Karl-Ulrich Meves und Achim Bocksboy der Theatersammlung die Programmhefte, Szenenfotos und Aufführungskritiken des Theaters überlassen. Mit Bocksboys Bühnenbildentwürfen und den Kostümfigurinen von Ursula Steneberg gewinnen diese Quellen nun Farbe und hohe Anschaulichkeit. Ein umfassendes Material über dieses außergewöhnliche Unternehmen steht damit der Forschung zur Verfügung.

Bei der Abbildung handelt es sich um eine Zeichnung von Achim Bocksboy für eine Aufführung des theaters 53 im Feuerlöschteich an der Rothenbaumchaussee (1953). Um der chronischen Geldnot abzuhelfen, wich man vom ambitionierten literarischen Programm ab und spielte den ‚dramatischen Scherz’ Die große Liebe von Armand Salacrou – allerdings nicht im Freien. Denn am Premierenabend regnete es.

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