Web 2.0-Dienste, Teil 9: Die Wikipedia – Enzyklopädie und mehr
14. Februar 2007
von AC — abgelegt in: Tipps und Tricks — 7.580 Aufrufe
Ja, auch die Wikipedia gehört in unsere Serie über Web 2.0-Dienste. Die “freie Enzyklopädie” ist eine der am meisten besuchten Seiten im Netz und hat in der deutschen Ausgabe derzeit über 541.945 Artikel. Die Wikipedia wird oft als “2.0-Version” von Nachschlagewerken wie Encyclopaedia Britannica oder Brockhaus angeführt. Der Unterschied zwischen Wikipedia und diesen seit Jahrzehnten etablierten Titeln? Die Wikipedia ist ein soziales Produkt. Hier kann jedermann Artikel ergänzen oder neu erstellen, auf eine zentrale Redaktion wird bewusst verzichtet. Weswegen Ihr Professor möglicherweise ausdrücklich davor warnt, die Wikipedia als Quelle für die Hausarbeit zu verwenden. Warum?
Die Tatsache, dass bei der Wikipedia oftmals Laien am Werk sind, stimmt zu Recht skeptisch. Die potenziellen Folgen davon, dass jeder Informationen publizieren und publizierte Informationen verändern kann, beleuchtet Anthropologie-Professor Michael Wesch in seinem erstklassigen Video “Web 2.0 – The Machine is Us/ing Us”.
Trotz aller (vermeintlichen?) Gefahren: In der Zeitschrift Nature wurde 2005 ein viel beachteter Vergleich zwischen Wikipedia und Encylopaedia Britannica veröffentlicht. Bei den sachlichen Fehlern in naturwissenschaftlichen Artikeln stand es 162:123 – die Wikipedia demnach also nur ein wenig mehr falsch als die Britannica, von der man eigentlich Perfektion erwartet hatte und die damit die eigentliche Überraschung lieferte. Schließlich steht hinter der Britannica ein Team ausgewiesener ExpertInnen für jedes Fach. Die können aber offenbar besser schreiben als viele AutorInnen der Wikipedia, denn sowohl Nature als auch der Historiker Rosenzweig in seinem Aufsatz “Can History be Open Source? Wikipedia and the Future of the Past” bemängeln den oft schlechten Stil der Wikipedia-Artikel.
Jenseits von Stilfragen und so genannten Editionskriegen hat sich die Wikipedia aber schon längst als Einstiegspunkt in jegliche Recherchen durchgesetzt. Das man es dabei nicht belassen sollte, weiß jeder, der einen Wikipedia-Artikel bis zum Ende durchgelesen hat: Dort nämlich findet man in der Regel Links auf weitere Internetquellen und oftmals auch einen bibliothekarischen Service, und zwar den Link zu einer Suchabfrage in Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, zum Beispiel hier im Eintrag zu Lawrence Lessig:
Wie gesagt: Die Wikipedia ist ein Einstiegspunkt, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Für die Suche nach tagesaktuellen Informationen ist sie unbedingt geeingter als die konventionellen Enzyklopädien, die auch in ihren Online-Ausgaben nicht so häufig aktualisiert werden wie die Wikipedia. Bei aller Begeisterung für die neue Form der Wissensaufbereitung sollte man die etablierten Nachschlagewerke aber nicht aus den Augen verlieren – und wissen, dass diese vielfach auch in elektronischer Form zur Verfügung stehen. Auf der Stabi-Website finden Sie eine Liste von allgemeinen Auskunftsmitteln in Datenbankform.
Zum Schluss noch ein Blick auf die Schwesterprojekte der Wikipedia. Über die Hauptseite der Enzyklopädie gibt es noch einige andere pfiffige Nachschlagewerke zu entdecken.
Da wäre zum Beispiel die Sammlung Wikibooks, in der frei zugängliche Lehrbücher und -Materialien aus allen Fachgebieten zusammengestellt sind, hier zum Beispiel aus der Physik. Eine gute Ergänzung zur Lehrbuchsammlung der Stabi!
Und dann ist da noch Wikisource: Eine schnell wachsende Zusammenstellung von digitalen Büchern, die entweder urheberrechtsfrei sind oder unter einer freien Lizenz stehen. Einblick gefällig? Hier zum Beispiel einer Liste aller Dramen in Wikisource, oder, für Fans von Hörbüchern, alle gesprochenen Texte.
Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern! Nächste Woche beenden wir unsere Serie über Web 2.0-Dienste mit der Vorstellung von Pageflakes, Netvibes und Co. – prima Möglichkeiten, um auf personalisierten Startseiten einen Überblick über alle 2.0-Angebote und mehr zu behalten!
[…] Warum heißt der Valentinstag eigentlich Valentinstag? Die Wikipedia (heute übrigens im Stabi-Blog als relevante Recherchequelle im Web 2.0-Kontext vorgestellt) gibt die Antwort. […]