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Ein emotionales Wiedersehen – dank eines ehrlichen Finders!

6. September 2022
von Redaktion — abgelegt in: Aktuelles — 850 Aufrufe

Von Ulrike Preuß.

Seit 2006 durchsucht die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg ihre Bestände nach NS-Raubgut, dokumentiert und veröffentlicht die Ergebnisse und bemüht sich, die rechtmäßigen Eigentümer:innen ausfindig zu machen sowie ihnen die Rückgabe der gefundenen Bücher anzubieten. Für die Mitarbeiter:innen der Arbeitsstelle Provenienzforschung – NS-Raubgut sind dabei insbesondere die Treffen mit den rechtmäßigen Eigentümer:innen oder ihren Familienangehörigen oft eine sehr bewegende Erfahrung, die noch lange nachwirkt.

Eine der beeindruckendsten Begegnungen, die wir in den vergangenen Jahren hatten und die auch das Selbstverständnis unserer Arbeit sehr geprägt hat, verdanken wir der Großnichte von Emil Netter, der wir 2012 im Rahmen einer Ausstellungseröffnung einen Band mit dem Exlibris ihres Großonkels übergeben konnten. Frau Netters offene Worte haben uns damals sehr berührt. Und, auch wenn der unmittelbare Kontakt über die Jahre verloren ging, so haben wir uns doch oft sehr dankbar an diese Begegnung erinnert.
Aber: unverhofft kommt oft!

Exlibris für Emil Netter

Das eindrucksvolle Exlibris wurde offenbar 1919 von Hermann Struck, einem bekannten Berliner Lithographen, für Emil Netter angefertigt. (Foto: Privat)

Zehn Jahre nach der Restitution des im Stabi-Bestand gefundenen Bandes konnten wir Frau Netter letzte Woche erneut in der Stabi begrüßen und ihr einen weiteren Band mit einem (bisher unbekannten) Exlibris von Emil Netter übergeben – diesmal jedoch nicht als Finder, sondern als Vermittler!

Ein Antiquar aus Essen war bei seinen Recherchen zu dem im Buch vorgefundenen Exlibris offenbar auf unsere Webseite und den Bericht über die Restitution gestoßen und hatte sich dazu entschlossen, den Band den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben – auch wenn er als privater Händler, anders als Institutionen in öffentlicher Hand, nicht durch die Gemeinsame Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände (1999) dazu verpflichtet ist. In einem kurzen Anschreiben, das dem Buch beigelegt war, bat er die Arbeitsstelle darum, dieses entsprechend weiterzuleiten – was wir mit großer Freude getan haben!

Besuch in der Stabi

(Foto: Privat)

Wie dieser Band letztlich in einem Essener Antiquariat gelandet war, und ob er tatsächlich zu der Sammlung von Büchern gehörte, die Emil Netter vor seinem Tod für die Jüdische Nationalbibliothek in Jerusalem bestimmt hatte (die dort jedoch nie ankamen), lässt sich heute nicht mehr aufklären.

Wir sind jedenfalls dankbar, dass uns dieser glückliche Zufall und die Ehrlichkeit des Finders ein wunderbares Wiedersehen mit Frau Netter und ihrem Mann beschert haben. Mit vielen Gesprächen und einem ausführlichen Besuch der aktuellen Ausstellung verging die Zeit wie im Flug – und wir freuen uns schon auf das nächste Mal!

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