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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Vortrag von Magnus Ressel: Zwischen Türkenpässen und Sklavenkassen – der nordeuropäische Seehandel unter dem Druck der Barbaresken. (24.3.)

16. März 2010
von BP — abgelegt in: Ausstellungen und Veranstaltungen — 5.747 Aufrufe

Seit dem späten 16. Jahrhundert mehrten sich die Angriffe muslimischer Korsare, der sogenannten Barbaresken, auf die hamburgische Schifffahrt nach Südeuropa. Zur Sicherung ihrer Matrosen “erfand” Hamburg im Jahre 1624 die erste Sozialversicherung der Welt, die Hamburger Sklavenkasse, welche im lutheranischen Nordeuropa schnell Nachahmer fand. Finanziert durch die Beiträge der Schiffsmannschaften garantierten diese den Freikauf der Matrosen aus Nordafrika. Der Vortrag stellt – im Vergleich zur Politik anderer Seestaaten – Entstehung, Funktion und Wirkung aller Sklavenkassen dar.
Magnus Ressel promoviert derzeit an der Ruhr-Universität Bochum innerhalb des von der DFG geförderten Projektes “Risikozähmung in der Vormoderne” (Betreuer: Prof. Dr. Cornel Zwierlein) über das Thema der Sklavenkassen.

Eine Veranstaltung des Vereins für Hamburgische Geschichte in Zusammenarbeit mit der Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky
Der Vortrag findet am 24. März um 18.00 Uhr im Vortragsraum, 1. Etage statt. Der Eintritt ist frei.

6 Antworten zu “Vortrag von Magnus Ressel: Zwischen Türkenpässen und Sklavenkassen – der nordeuropäische Seehandel unter dem Druck der Barbaresken. (24.3.)”

  1. Turan,Mustafa sagt:

    Der Aussatz ist sowohl Vieldeutig und als auch hetzerisch könnte man sagen.Im 16.JH hat es noch keine Türkenpaesse auf der Erde gegeben.Sollten diese Seeraeuber Venezianische, anstatt moslemische oder wie Sie es ausdrücken mögen Türken, Seeraeuber(Babaresken) sein ?

    Bitte keinen Hass saegen,insbesondere wenn Sie nicht so genau Geschichten-Kenntnisse haben,
    Mit freundlichen Grüssen

  2. Magnus Ressel sagt:

    Sehr geehrter Herr Turan,

    mit dem Ausdruck Türkenpässe möchte ich mitnichten irgendjemanden beleidigen oder gar Hass säen. Es ist ein amtlicher Ausdruck vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, mit dem eine Sorte von Schiffspapieren bezeichnet wurde, welche den nordafrikanischen Korsaren bei einem Treffen auf hoher See zur Überprüfung vorgelegt wurde. War dieser Pass in Ordnung, so konnte das europäische Schiff unbehelligt weiterfahren, da der Korsarenkapitän sich vergewissert hatte, dass seine Heimat mit diesem Staat im Frieden stand.

    Das gesamte damalige Vokabular ist vorurteilsbeladen. Barbaresken kommt vom Wort “Barbaren”, es gab eine sogenannte “Versicherung vor Türken-Gefahr” etc. Dies drückt nicht meine Meinung aus, sondern ist eine Wiedergabe aus zeitgenössischen Originalquellen.

    In meiner Arbeit und in meinem Vortrag beabsichtige ich, dem gängigen Bild von brutalen und gewalttätigen Barbaresken oder muslimischen Korsaren zu widersprechen und diese zu rehabilitieren. Ich möchte mit meiner Arbeit einen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und zur historischen Aufklärung leisten.

    Kommen Sie doch gerne zum Vortrag vorbei, dann können Sie sich davon überzeugen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Magnus Ressel

  3. Merhaba Herr Turan,

    Türkenpässe oder Türkenbriefe war im ausgehenden Mittelalter bis weit hinein ins 19. Jahrhundert ein im christlichen Kulturkreis gängiger Ausdruck für Verträge oder Begleitbriefe der Regierung des osmanischen Reiches, der Hohen Pforte. Diese Begleitbriefe wurden einerseits ausgestellt, um untergeordneten Behörden oder tributpflichtigen Paschas darzustellen, dass von einem bestimmten Schiff die erforderlichen Abgaben bezahlt wurden oder dass es von Abgaben freigestellt wurde. Andererseits wurden die Begleitbriefe aber auch ausgestellt um Kriegsschiffen des osmanischen Reiches oder den Korsarenschiffen der Republiken Tunis, Algier und Tripolis, darzustellen, dass das jeweilige Schiff unter dem Schutz der Hohen Pforte stand und deren Besatzungsmitglieder nicht in die Sklaverei geführt werden durften.

  4. Forsetzung
    Damals gab es völkerrechtsverbindliche Verträge zwischem dem Osmanischen Reich christlichen Staaten wie das Heilige Römische Reich, Frankreich, dem Vatikanstaat, dem Johaniterorden einerseits, auf der anderen Seite konnte man schon vom Clash of Civilisations oder vom Kampf der Kulturen sprechen, als nach dem Dar-al-Harb bzw. dem Dar-al-Islam das Piratentum und das Korsarentum als legale Mittel des Kampfes gegen christliche Staaten und Schiffe genutzt wurde. Umgekehrt allerdings auch von eben diesen christlichen Staaten, wie Sie ganz richtig am Beispiel Venedigs dargestellt haben

  5. Hallo Herr Dr. Ressel,
    könnten Sie sich mal bei mir melden?
    Danke

  6. Kapitän Jörg Sträussler sagt:

    Der Ausdruck Türkenpass wurde in unserem Kulturkreis für Durchfahrtsberechtigungen durch osmanisches Gebiet genutzt. Wenn man den Begriff nutzt kann man nicht heutige Moralvorstellungen zugrunde legen. Das Muster einer solchen Durchfahrterlaubnis durch die Dardanellen ist in der Lübecker Schiffergesellschaft öffentlich zu sehen. Auch ist das Türkenglöcklein bekannt, d h. Die Kirchenglocke die jeweils um 12 Uhr an die Gefahr durch das osmanische Reich erinnerte. Immerhin standen die Türken zweimal im Römischen Reich deutscher Nation, näher gesagt vor Wien.

    1571 wurde eine riesige osmanische Flotte vor Lepanto durch eine Allianz von Papst Venedig und Johanniterorden vernichtend geschlagen. Das wars dann mit der Vorherrschaft zur See. In der Folge wurde dann ein wirtschaftlicher Kleinkrieg seitens der Verbündeten des osmanischen Reichs, den Stadtstaaten Algier Tunis und Tripolis über Jahrhunderte mit Piratenschiffen und Sklavennahme geführt. Die europäischen Staaten waren zu schwach diesen Piratenkriegen ein Ende zu bereiten. Dies gelang erst einer amerikanischen Flotte mit der Einnahme von Tripolis 1805. Das Ereignis ist in der Hymne der amerikanischen Marineinfanterie, den Marines, verewigt.

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