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Open-Access-Woche: Inspire – Informationsmanagement in der Hochenergiephysik

23. Oktober 2009
von Isabella Meinecke — abgelegt in: Open Access — 4.054 Aufrufe

von Annette HoltkampOA_Week_Banner_gelb.jpg

Freier und schneller Zugang zu Information ist seit jeher ein Credo der Teilchenphysiker. Da sie nicht auf die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in einer Zeitschrift warten wollten, wurden diese schon in den 60ern vorab in Preprintform weltweit verbreitet. Da kommerzielle Informationssysteme graue Literatur in der Regel links liegen lassen, entwickelte die Teilchenphysikergemeinschaft ihre eigenen Werkzeuge: in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die Literaturdatenbank SPIRES HEP, die die Metadaten der gesamten Hochenergiephysik(HEP)-Literatur erfasst (Preprints [Vorabveröffentlichungen von Zeitschriftenartikeln], veröffentlichte Zeitschriftenartikel, Konferenzproceedings [Tagungsbände]), in den 90ern dann arXiv.org als ergänzender Volltextdokumentenserver.

Logo_InspireUm den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein, zieht SPIRES auf eine neue Plattform um: Das am CERN entwickelte Open Source Multimedia-Bibiothekssystem Invenio, das sich u. a. durch eine schnelle Suchmaschine, google-artige Suchfunktionen und Web-2.0-Werkzeuge auszeichnet, bildet die Basis für den SPIRES-Nachfolger Inspire, ein Gemeinschaftsprojekt der vier großen HEP-Forschungsinstitute CERN bei Genf in der Schweiz, DESY in Hamburg, Fermilab bei Chicago, Illinois und SLAC in Kalifornien.

Inspire ist eine auf die spezifischen Bedürfnisse der HEP-Gemeinschaft zugeschnittene Informationsplattform, die Zugang zu den Metadaten der gesamten HEP-Literatur bieten wird. Es wird zudem als Volltextrepositorium nicht nur für Preprints und alle frei zugänglichen Publikationen dienen, sondern auch als Archiv für zusätzliches Material wie Konferenzfolien, Multimedia, Software und Forschungsdaten. Inspire strebt an, eine umfassende Basis für text– und data-mining-Anwendungen zu bieten – Open Access ist deshalb ein zentrales Thema dieses Projekts.

Neue Metriken zur verbesserten Messung des Impacts von Artikeln, Forschern, Forschergruppen befinden sich in der Entwicklung, ebenso wie Web-2.0-Werkzeuge (tagging, Kommentare, Bewertungen), eindeutige Autorenidentifizierung, offene Programmierschnittstellen und viele andere Neuerungen. Inspire ist damit ein weiterer wichtiger Baustein, den die Teilchenphysik zur Evolution wissenschaftlicher Kommunikation beiträgt.

Eine öffentliche Beta-Version ist innerhalb der nächsten zwei Monate zu erwarten. Ende des Winters wird Inspire dann offiziell die Nachfolge von SPIRES HEP antreten.

Über die Autorin

Nach Ihrem Diplom in Soziologie und Physik und einem PhD in Physik war Annette Holtkamp von 1983–2009 im DESY im Bereich Bibliothek und Dokumentation tätig, vorrangig hat sie dort an der Hochenergiephysik-Literaturdatenbank SPIRES und dem Projekt SCOAP3 mitgearbeitet. Seit August 2009 ist Annette Holtkamp beim CERN Scientific Information Officer in der Open Access Sektion des Scientific Information Service.

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