Open-Access-Woche: SCOAP3 – Goldener Weg in der Hochenergiephysik
22. Oktober 2009
von Isabella Meinecke — abgelegt in: Open Access — 3.000 Aufrufe
Hochenergiephysiker praktizieren de facto schon lange Open Access, indem sie ihre Artikel vor Veröffentlichung in einer Zeitschrift als Preprint über den Dokumentenserver arXiv.org weltweit frei zugänglich machen. Der nächste logische Schritt in dieser Open-Access-Tradition ist, den freien Zugriff auch auf die durch Begutachtung (Peer Review) qualitätskontrollierten Zeitschriftenversionen zu ermöglichen.
Genau dies ist das Ziel von SCOAP3, dem „Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics“. Ein weltweites Konsortium von Forschungsinstituten, Bibliotheken und Förderorganisationen arbeitet daran, in Zusammenarbeit mit den Verlagen die Zeitschriftenliteratur der Hochenergiephysik (HEP) nach Open Access zu überführen.
Die Kernpunkte des SCOAP3-Modells sind:
- Umwandlung der wichtigsten HEP-Zeitschriften nach Open Access
- zentrale Finanzierung des Peer Review-Prozesses durch ein weltweites Konsortium
- keine Publikationsgebühren für Autoren
- Teilnehmende Länder zahlen proportional zur Zahl ihrer Publikationen.
- transparentes Ausschreibungsverfahren
- Kopplung von Preis und Qualität
- offen für neue Open-Access-Zeitschriften
Da der Großteil der wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer relativ kleinen, eng verflochtenen Forschergemeinschaft in nur wenigen Kernzeitschriften veröffentlicht wird, bietet die Hochenergiephysik ideale Voraussetzungen für dies Modell. Partner in 22 Ländern unterstützen inzwischen SCOAP3. 65 Prozent des geschätzten jährlichen Budgets von 10 Millionen Euro sind damit gesichert, der Anteil der USA sogar schon zu 75 Prozent. Weitere Vereinbarungen stehen kurz vor dem Abschluss, sodass in den nächsten Monaten mit der Eröffnung des Ausschreibungsverfahrens für die Verlage zu rechnen ist. In Erwartung von SCOAP3 erleichtern einige Zeitschriften (JHEP/JCAP/JINST, European Physical Journal C, Europhysics Letters, Nuclear Physics B/Physics Letters B) schon jetzt – manche sogar gänzlich kostenfrei – die OA-Veröffentlichung von Artikeln aus der Hochenergiephysik.
2010 wird zeigen, ob die Hochenergiephysik nach arXiv und web mit SCOAP3 einen weiteren Meilenstein in der wissenschaftlichen Kommunikationslandschaft setzt.
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Über die Autorin
Nach Ihrem Diplom in Soziologie und Physik und einem PhD in Physik war Annette Holtkamp von 1983-2009 im DESY im Bereich Bibliothek und Dokumentation tätig; vorrangig hat sie dort an der Hochenergiephysik-Literaturdatenbank SPIRES und dem Projekt SCOAP3 mitgearbeitet. Seit August 2009 ist Annette Holtkamp beim CERN Scientific Information Officer in der Open-Access-Sektion des Scientific Information Service.