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Zum 125. Geburtstag Hermann Tiemanns

9. Juli 2024
von Redaktion — abgelegt in: Aktuelles,Hamburg — 1.354 Aufrufe

„Wer dieses hoffnungslose Provisorium sah, musste an der Zukunft der Bibliothek verzweifeln. Nicht so ihr […] Direktor“

Von Melisande Schroers.

Hermann Tiemann Am 9. Juli 2024 jährt sich der Geburtstag Hermann Tiemanns zum 125. Mal. Bekannt geworden ist Tiemann vor allem in seiner Tätigkeit als langjähriger Direktor der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (1945 bis 1967) sowie als Begründer der Werkausgabe des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock, den die Stabi derzeit mit einer Ausstellung und einem Begleitprogramm zu seinem 300. Geburtstag ehrt. Tiemanns besonderer Verdienst war zweifellos der unermüdliche Wiederaufbau der Stabi nach dem Zweiten Weltkrieg.

Geboren wurde August Hermann Friedrich Tiemann am 9. Juli 1899 in Bremen. Seine Eltern waren Marie Tiemann, geb. Brinkmann, und Albert Tiemann, ein Polizeibeamter aus Berlin. Im Alter von 18 Jahren legte er an einem Gymnasium in Bremerhaven die Reifeprüfung ab und immatrikulierte sich zum Sommersemester an der Berliner Universität. Der Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, in dem Tiemann 1918 schwer verwundet wurde, unterbrach sein Studium der romanischen Philologie, das er im Folgejahr mit besonderer Berücksichtigung des Spanischen sowie der Anglistik und Germanistik in Tübingen und Göttingen fortsetzte.

Sein Studium schloss Tiemann mit dem Staatsexamen und einer Promotion im Jahr 1923 zum Thema „Studien zur spanischen Dramatik in Flandern“ ab. Zwei Jahre später trat er seine Arbeit in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg an – zunächst als Hilfsarbeiter, bis er 1928 in Berlin das bibliothekarische Fachexamen ablegte und zum Bibliotheksrat in Hamburg ernannt wurde. 1931 heiratete Tiemann die ebenfalls als Bibliothekarin tätige Franziska Singelmann (1900–1968) und bekam mit ihr zwei Töchter.

Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Hermann Tiemann als Meteorologe für die Wehrmacht. Sein Leben und Wirken im Nationalsozialismus bedarf noch einer vertieften Aufarbeitung. Nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands kehrte er in die Staats- und Universitätsbibliothek zurück, wo er ab dem 1. August 1945 erst vertretungsweise und ab dem 21. September 1945 formell als Direktor tätig war. Diese Stelle behielt er dann bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1967.

Hermann TiemannZu Beginn seiner Amtszeit war seine wohl größte Herausforderung die Aufgabe, eine fast vollständig zerstörte Bibliothek wiederaufzubauen und dabei einen Verlust von 700 000 Bänden (s. Operation Gomorrha) auszugleichen. Neuerscheinungen mussten erworben und Lücken im Bestand durch Käufe auf dem Antiquariatsmarkt geschlossen werden.

Tiemann engagierte sich auch überregional für das deutsche Bibliothekswesen der Nachkriegszeit und setzte sich für die dezentrale Literaturversorgung durch den von ihm mitentwickelten Sondersammelgebietsplan der DFG ein. „Nie hat er die Hamburger Bibliothek isoliert gesehen, sondern klar erkannt, dass die Schäden des Krieges nur durch die gemeinsame Arbeit aller Bibliothekare überwunden werden konnten“, schrieb Horst Gronemeyer, von 1978 bis 1998 mittelbarer Nachfolger Tiemanns als Stabi-Direktor, in seinem Nachruf. Daneben war Tiemann weiterhin als Wissenschaftler an der Universität Hamburg tätig, sodass er nach der Habilitation im Fach Romanistik 1951 zum apl. Prof. und 1962 zum o. Prof. ernannt wurde. In der Lehre konzentrierte er sich vor allem auf Altfranzösisch, sein Forschungsinteresse galt insbesondere der Nachwirkung spanischer Literatur in Deutschland. Darüber hinaus interessierte er sich für Buchkunst. Von 1952 bis 1975 war er Vorsitzender der 1911 in Berlin gegründeten und 1946 in Hamburg neu entstandenen Maximilian-Gesellschaft und prägte maßgeblich die Ziele dieser bibliophilen Vereinigung. Nach seiner Emeritierung begründete Tiemann gemeinsam mit den Germanisten Adolf Beck und Karl Ludwig Schneider die historisch-kritische Klopstock-Ausgabe. Den Nachlass des berühmten Dichters hatte die Stabi 1950 erworben.

Tiemann starb nach langer schwerer Krankheit am 27. Februar 1981 im Alter von 81 Jahren in Hamburg. Die Stabi bewahrt in seinem Teilnachlass einige Briefe und Handschriften von ihm. Außerdem können 48 seiner Bücher ausgeliehen oder in Präsenz eingesehen und weit mehr als 100 unselbstständige Beiträge für die Forschung genutzt werden.

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