Die Stabi sichert das schriftliche Kulturerbe Hamburgs mit Unterstützung des Bundes
16. April 2024
von Redaktion — abgelegt in: Hamburg,Schätze der Stabi — 1.607 Aufrufe
Von Johanna Kolmer.
Im Jahr 2023 trug die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (SUB) durch fünf Projekte zur Konservierung und zum Schutz von bundesweit bedeutsamem Kulturerbe bei. Die Akquise von Drittmitteln, insbesondere bei der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK), ermöglichte signifikante Fortschritte in der Bewahrung und Restaurierung historisch wertvoller Dokumente und Bücher.
Die KEK, die durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Kulturstiftung der Länder finanziert wird, spielt eine unterstützende Rolle in dem gemeinsamen Bestreben, den physischen Zustand historischer Schriften landesweit zu verbessern. Während die KEK Fördermittel in Höhe von 50 % des Gesamtvolumens der Projekte bereitstellt, liegt die Umsetzung und strategische Planung der Erhaltungsprojekte maßgeblich in den Händen der Hamburger Bibliotheken und Gedächtniseinrichtungen.
Ein Schlüsselelement für die Identifizierung schützenswerter Bestände war die von der SUB zwischen 2022 und 2023 durchgeführte umfassende Bedarfserhebung zur Erhaltung und Digitalisierung schriftlichen Kulturguts in Hamburger Bibliotheken und Gedächtniseinrichtungen. Die Umfrage zielte trägerübergreifend darauf ab, den Zustand und die Erhaltungsbedürfnisse des schriftlichen Kulturerbes in der Region genau zu erfassen. Dieser proaktive Ansatz ermöglichte es der SUB, 2022 gezielt Hamburger Bibliotheken und Gedächtniseinrichtungen großflächig anzusprechen, Bedarfe zu ermitteln und Unterstützung in der Erhaltung ihrer schützenswerten Bestände anzubieten. Die Ergebnisse dieser Erhebung bildeten die Grundlage für die Entwicklung bestandsgerechter Erhaltungsmaßnahmen und die Beantragung von Drittmitteln für den Originalerhalt, auf denen auch die nachfolgenden Kooperationen gründen.
KEK-Projekte 2023
Zu den von der SUB eigenständig realisierten Projekten gehören die Konservierung von 268 Bänden der “Staats- und gelehrten Zeitung” sowie weiterer Titel aus den Jahren 1847 bis 1923, die eine wichtige Quelle für die Hamburger Pressegeschichte darstellen. Die speziellen Schutzverpackungen mit Buchschuhen dienen dazu, das Absacken der Buchblöcke zu verhindern und somit die langfristige Erhaltung dieser Dokumente zu sichern. Darüber hinaus wurden altindische Palmblatthandschriften aus dem 17. bis 19. Jahrhundert in passgenauen Stülpdeckelkartonagen verpackt, um sie vor Beschädigungen zu schützen und ihre Langzeitbewahrung zu sichern.
In Kooperation mit dem Erzbistum Hamburg wurden 841 frühneuzeitliche Drucke gereinigt, die sich derzeit als Depositum in der SUB befinden. Diese Sammlung umfasst wertvolle theologische, philosophische, historische und geografische Werke, die der ehemaligen Hamburger Diözesanbibliothek angehören und auf die frühneuzeitliche Bibliothek der Jesuitenmission zurückgehen.
Unterstützend war die SUB Hamburg mit umfangreicher Beratung und Landesmitteln für Projekte in anderen Hamburger Bibliotheken tätig, darunter fielen 2023 die Restaurierung von Inkunabeln und Handschriften der historischen Schulbibliothek des Christaneums und die Sicherung der Mandate-Sammlungen aus Hamburg (1622-1799) und Bergedorf (1688-1789) in der Bibliothek des Hamburger Staatsarchivs. Die Mandate-Sammlung umfasst öffentliche Bekanntmachungen, Anordnungen und Erlasse und bietet tiefe Einblicke in die historischen Veränderungen Hamburgs. Durch gezielte Maßnahmen wie Umverpackung, Reinigung und Stabilisierung des Papiers konnte der Erhalt dieser Dokumente signifikant verbessert werden. Ein Teil dieser Sammlung wurde bereits in das Retrodigitalisierungsprogramm “Hamburger Kulturgut im Netz” (HaKiN) der SUB integriert. Diese Bestandserhaltungsmaßnahmen des erfolgreich abgeschlossenen KEK-Projekts ermöglichen es nun, auch ältere Teile der Sammlung zu digitalisieren und sowohl der wissenschaftlichen Forschung als auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ausblick KEK-Projekte 2024
Im Januar 2024 konnten für Hamburg erneut fünf Anträge aus dem Bereich Bibliothek für die Förderphase 2024 bei der KEK eingereicht werden. Die Projekte, welche von der Trockenreinigung historischer Zeitungsbände über die Entsäuerung und Sicherung von Sammlungen bis hin zur Restaurierung spezifischer Archiv- und Bibliotheksbestände reichen, unterstreichen die Vielfalt der Erhaltungsbedürfnisse innerhalb der Region.
Darüber hinaus begrüßt Hamburg Dr. Anne Liewert als neue Beauftragte für den Bereich Bibliothek der zuständigen Landesbehörde, über die die Anträge im BKM-Sonderprogramm bei der KEK künftig eingereicht werden. Für die Förderperiode 2025 sind Anträge zur Erstbegutachtung bis zum Stichtag des 15. Januar 2025 bei Frau Liewert einzureichen.
Für Beratung und Informationen rund um den Schutz schriftlichen Kulturguts in Bibliotheken und Gedächtniseinrichtungen Hamburgs steht die E-Mail-Adresse kek@sub.uni-hamburg.de zur Verfügung. Institutionen, die Projekte zum Schutz ihrer Bestände planen und Fragen zur Antragsstellung und Projektdurchführung von KEK-Projekten haben, sind eingeladen, sich zu melden.