Vortragsreihe zur Ausstellung „Der Kalte Krieg – Ursachen, Geschichte, Folgen“ (16.1.–7.2.)
5. Januar 2017
von Markus Trapp — abgelegt in: Ausstellungen und Veranstaltungen — 12.531 Aufrufe
Die Ausstellung «Der Kalte Krieg – Ursachen, Geschichte, Folgen», die noch bis zum 26. Februar im Gang zu Lichthof in der 1. Etage zu sehen ist, wird durch eine Vortragsreihe begleitet. Alle Vorträge finden im Vortragsraum (1. Etage) statt. Der Eintritt ist frei. Hier die Termine und Themen im Überblick, per Klick auf die Überschrift gelangen Sie auf die detaillierten Angaben zum jeweiligen Vortrag:
Montag, 16. Januar 2017, 18 Uhr
Prof. Dr. Michael Brzoska (Hamburg):
Wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter: Militärische, politische und psychologische Aspekte von Nuklearwaffen
Mittwoch, 1. Februar 2017, 18 Uhr
Prof. Dr. Nataša Mišković (Basel):
Grenzgänger zwischen Ost und West? Zur Rolle und Bedeutung bündnisfreier Staaten im Kalten Krieg
Dienstag, 7. Februar 2017, 18 Uhr
Dr. Bernd Rother (Berlin):
Entspannungspolitik im Kalten Krieg – ein Angebot zur Entschärfung des aktuellen Ost-West-Konflikts?
Update 06.06.2017: In der Reihe Hörsaal sendet Deutschlandfunk Nova am kommenden Wochenende zwei der Vorträge zum Thema Kalter Krieg:
- Vortrag von Herrn Rother
am Samstag, 10.06. ab 18h: «Kalter Krieg: Entspannungspolitik – Worte gegen Waffen» (DLF Nova) - Vortrag von Herrn Brzoska
am Sonntag, 11.06., ebenfalls ab 18h: «Kalter Frieden mit Nuklearwaffen – Wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter» (DLF Nova)
Danach sind die Vorträge auch online zu hören. Klicken Sie dazu einfach auf den jeweiligen Link.
Montag, 16. Januar 2017, 18 Uhr
Prof. Dr. Michael Brzoska (Hamburg):
Wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter: Militärische, politische und psychologische Aspekte von Nuklearwaffen
Die neue Qualität an Zerstörungskraft von Nuklearwaffen stimulierte im Kalten Krieg neue Theorien über Kriegsführung und Kriegsverhinderung, die wiederum Einfluss auf die internationale Politik hatten. Die Welt teilte sich in Nuklearwaffenstaaten, gleichzeitig ständige Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, und den Rest der Welt. Die Zerstörungskraft hatte auch Auswirkungen auf Innenpolitik und psychisches Befinden, insbesondere in den Nuklearwaffenstaaten. Es entwickelte sich eine widersprüchliche Dynamik, die den Einsatz von Nuklearwaffen de facto unmöglich machte, gleichzeitig aber permanent und glaubhaft damit drohte und zwar mit einer Zahl von Waffen, die weit über jedes militärlogisch nachvollziehbare Maß hinausging. In Wellen regte sich öffentlicher Protest gegen diese Waffensysteme, mit denen im Extremfall die Auslöschung menschlichen Lebens herbeigeführt werden kann, der aber bis heute nicht deren Abschaffung erwirkt hat.
Mittwoch, 1. Februar 2017, 18 Uhr
Prof. Dr. Nataša Mišković (Basel):
Grenzgänger zwischen Ost und West? Zur Rolle und Bedeutung bündnisfreier Staaten im Kalten Krieg
Im September 1961 fand in Belgrad ein Gipfeltreffen statt, zu welchem 24 Staatsoberhäupter und Regierungschefs aus Asien und Afrika anreisten: Die Dritte Welt warnte die Supermächte vor der drohenden Gefahr eines Dritten Weltkriegs und forderte das Ende aller kolonialen Herrschaftsverhältnisse. Im globalen Süden war der Kalte Krieg alles andere als kalt. USA und Sowjetunion versuchten mit aller Macht, ihren Einfluss auf die neuen, unabhängigen Staaten zu sichern und sie gegeneinander auszuspielen. Die Belgrader Konferenz war ihnen entsprechend ein Dorn im Auge.
Der Vortrag zeichnet die Genese der Blockfreien als Produkt des Kalten Krieges und der Dekolonisierung nach und reflektiert anhand der Biografien der Gründerväter Nehru von Indien, Tito von Jugoslawien und Nasser von Ägypten deren Anspruch und Wirkung im Kontext antiimperialistischer Befreiungsbewegungen des 20. Jahrhunderts.
Dienstag, 7. Februar 2017, 18 Uhr
Dr. Bernd Rother (Berlin):
Entspannungspolitik im Kalten Krieg – ein Angebot zur Entschärfung des aktuellen Ost-West-Konflikts?
Die Entspannungspolitik, von der Willy Brandts Ostpolitik das bekannteste Teilstück ist, entstand als politisches Konzept Anfang der 1960er Jahre und dominierte gut ein Jahrzehnt die Ost-West-Beziehungen. Wo lagen ihre Ursprünge, warum konnte sie sich durchsetzen und weshalb geriet sie in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre in die Krise? War sie ein westliches Projekt oder gab es auch eine kommunistische Entspannungspolitik? Verlängerte sie die Existenz des kommunistischen Blocks oder bahnte sie den revolutionären Umwälzungen der Jahre 1989 – 1991 den Weg?
Was haben Konvergenztheorie und Menschenrechtsrevolution mit dem historischen Ort der Entspannungspolitik zu tun? Gibt es tragfähige Anhaltspunkte für den Umgang mit heutigen Konflikten? Antworten nicht nur aus dem engeren politischen Bereich, sondern auch mit Blick auf ökonomische und gesellschaftliche Prozesse sucht der Vortrag von Bernd Rother.