Campus-Katalog schluckt Alten Alphabetischen Katalog!
26. Oktober 2009
von BP — abgelegt in: Aktuelles — 6.727 Aufrufe
Fertig eingearbeitet in den Campus-Katalog ist jetzt der alphabetische Zettelkatalog der Stabi. Von 1945 bis 1973 wurden hier die Bestände der Stabi verzeichnet. „Retrokonvertiert“ hat ihn die Firma Medea, hinter den Kulissen, seit 2007, ein großes Projekt, das jetzt abgeschlossen ist: 441.541 Datensätze wurden erzeugt; diese Titel sind nun einfach im großen Campus-Katalog recherchierbar.
Als allerletzter Titel hat es das Wörterbuch von Lavrentij Zyzanij geschafft, in dem kirchenslawische, russische und ukrainische Synonyme verzeichnet sind.
Der Alte Alphabetische Katalog war nach den „Preußischen Instruktionen“ eingerichtet, alphabetisch nach Verfassernamen – gab es einen solchen nicht, wurde der Titel nach dem ersten Substantiv im Nominativ abgelegt. Das „Hamburger Abendblatt“ fand man unter „Abendblatt Hamburger“, den Titel „Hamburg, Deutschlands Tor zur Welt“ unter „Hamburg Tor Deutschland“.
Schlussendlich enthielt der Katalog ca. 1,5 Millionen Zettel. Das ergibt, stellte man die Zettel hintereinander in eine Reihe, eine Länge von 350 m oder 5,7 Meter pro Jahr. Der Weltrekordhalter im 400-Meter-Lauf benötigte nicht einmal 43 Sekunden für diese Strecke, um an 61 Jahren bibliothekarischer Arbeit entlang zu laufen.
Nach 1974 hatte die Stabi für die nächsten 20 Jahre einen Mikrofiche-Katalog, seit 1995 ist der Campus-Katalog online. Parallel existierte der Zettel-Katalog als Imagekatalog weiter, s. unseren Blog-Eintrag vom 22.6.2006.
Jetzt wird er noch bei den Katalogen verzeichnet sein, auf der Katalogseite der Stabi.
Großes Kompliment für Ihren bemerkenswerten Eintrag … ich wollte schon immer mal ein Buch über “crazy people” schreiben (Kapitel 1: Don Quichotte) und habe mir vorgenommen, diesen Eintrag der Stabi irgendwie unterzubringen. Es ist einfach crazy, sich vorzustellen, dass der Weltrekordler im 400-m-Lauf an den zettelhaften Hinterlassenschaft vorbeirennt, in der sich die jahrzehntelange mühevolle Tätigkeit der Wissensdatenverwalter kristallisiert. Und das, ein Kristall, sind diese Zettel in der Tat, erzählen eine ganz eigene Geschichte, auch in ihrer langsam vorsintflutlich anmutenden Material-Ästhetik (Schreibmaschinentypografie auf festem Papier) … schön auch der schwarze Trauerrand um den Zyzanij-Zettel.
Auf Wiedersehen, Zettelkatalog. Während ich die Arbeit am Microfichekatalog schon ganz vergessen hatte, wird der Zettelkatalog auf immer in Erinerung bleiben. Wie viele Buchtitel hat man beim Blättern gesehen, denen man sonst nie begegnet wäre…
Ich möchte mich dem Kommentar 2. – ebenfalls mit etwas Wehmut – anschließen.Gern denke ich an den Eifer beim Recherchieren und die Freude über gefundene Literatur – vermutlich interessante und hilfreiche- zurück. Dennoch: danke.