Eine indianische Utopie im Licht der Wirklichkeit (22.5.)
8. Mai 2014
von Markus Trapp — abgelegt in: Ausstellungen und Veranstaltungen — 2.815 Aufrufe
Armin Hinz, Universität Hamburg: Das Versprechen des Kreuzes von Noh Cah Santa Cruz: Eine indianische Utopie im Licht der Wirklichkeit.
Donnerstag, 22. Mai 2014, 18.15 h
Ort: Vortragsraum, 1. Et., Eintritt frei.
Unweit des Tourismuszentrums Cancún auf der mexikanischen Halbinsel Yukatan siedeln die Anhänger eines als beseelt angesehenen Kreuzes. Der Kreuzkult, der aus einem Maya-Aufstand von 1847 entstand, war bis in die 1970er weitgehend unabhängig vom mexikanischen Staat. Das Versprechen des Kreuzes von einer selbstbestimmten Lebensweise und einem Ende der Ausbeutung wurde jedoch stets auf harte Proben gestellt. Die Ethik von einem armen, gottgefälligen Leben ist dabei nicht erst seit der Einführung von Konsumgütern Widersprüchen ausgesetzt. Der Bogen des Vortrags spannt sich vom Kreuzpatron Venancio Puc, der in den 1850ern Beute hortete und seine Mitmenschen tyrannisierte, über Maria Uicab, die, als Königin verehrt, den Kreuzkult rehabilitierte, hin zu Francisco May, der sich in den 1920ern am Handel mit Naturgummi bereicherte und die Gemeinschaft erneut spaltete.
Eine Veranstaltung der Mesoamerika-Gesellschaft Hamburg in Zusammenarbeit mit der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und der Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung im Rahmen der Ringvorlesung «Indigene Kulturen im Spiegel von Archäologie, Geschichte und Ethnographie» (April – Juli 2014):
In der Vorlesungsreihe, die sich ausdrücklich an eine breite Öffentlichkeit mit begrenztem Vorwissen richtet, möchten wir die geographischen und symbolischen Räume, in denen diese Kontakte zu verorten sind, näher betrachten. Wir spannen dabei einen zeitlichen Bogen von den vorspanischen Kulturen über die Kolonialzeit bis hin zu den heutigen alltäglichen Begegnungen zwischen Indigenen und Touristen.
Kulturen wie die Maya oder Azteken faszinieren uns gerade aufgrund ihrer eigenständigen Entwicklung und ihrer markanten Unterschiede zur europäischen Geschichte. Dabei wird aber leicht übersehen, dass auch der Kulturraum Mesoamerikas stark durch den Austausch zwischen benachbarten Gruppen geprägt war, sei es in Form von Handel, politischen Allianzen und Kriegen oder in der Übernahme fremder Gottheiten. Gleichsam kann nicht genug betont werden, dass die Ankunft der Europäer keinesfalls das Ende aller indigenen Kulturen markiert, sondern vielmehr den Auftakt für neue Austauschprozesse, die sowohl Amerika als auch Europa nachhaltig geprägt haben.