Open-Access-Woche: Die Zeitschrift des VHG – zukunftsweisende Retrodigitalisierung
19. Oktober 2009
von Isabella Meinecke — abgelegt in: Open Access — 3.714 Aufrufe
Immer mehr nicht-kommerzielle Einrichtungen oder kleine Verlage engagieren sich dafür, ihre bisherigen Veröffentlichungen im Dienste der Wissenschaft und Bildung frei im Internet zur Verfügung zu stellen. Wissenschaftliche Bibliotheken bieten sich hier aufgrund ihrer Expertise vor allem in Bezug auf Metadaten, Langzeitarchivierung, (Retro-)Digitalisierung und Präsentationsumgebung als Partner für die Umsetzung an.
Als gelungenes Beispiel für eine solche Kooperation stellen wir hier die Retrodigitalisierung der „Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte“ vor. Der Verein für Hamburgische Geschichte bringt hochrelevanten Inhalt für die Landesgeschichte mit ein: Die Zeitschrift wurde rückwirkend bis ins Jahr 1841 digitalisiert; die aktuellen Ausgaben werden mit einer Verzögerung von drei Jahren im Netz bereitgestellt. Die Bibliothek bereitet mit Scantechnik, Dokumentenmanagement und bibliothekarischer Erschließungsarbeit die Inhalte für das Web vor und schafft mit der Suchfunktionalität neue Mehrwerte gegenüber der Papierausgabe.
Nach dem Einscannen der 91 vorliegenden Bände aus den Jahren 1841 bis 2005 mit insgesamt über 33 000 Seiten floss ein hoher Aufwand in die Erfassung von Metadaten zu ca. 900 Aufsätzen und 3500 Rezensionen. Der Zugang zu den Aufsätzen wurde durch eine umfassende Sacherschließung verbessert und bei den Rezensionen entsteht ein unmittelbarer Mehrwert aus der direkten Verlinkung zum rezensierten Werk im Gemeinsamen Verbundkatalog (GVK) für die konkrete Ausleihmöglichkeit. Alle Seiten einschließlich der ersten 12 Bände in Fraktur wurden abschließend einer automatischen Volltexterkennung unterzogen. In der einfachen Suche kann nun eine Volltextrecherche zugeschaltet werden, um das komfortable Aufspüren auch kleinster Details innerhalb der Texte zu ermöglichen, die in den Metadaten nicht abgebildet sein können. Eine Downloadmöglichkeit für die Aufsätze und Rezensionen unterstützt die leichte Übernahme in die eigene elektronische Materialsammlung.
Dieses Projekt ist ohne externe Förderung realisiert worden und ist getragen von dem gemeinsamen Engagement beider Einrichtungen – Stabi und Verein für Hamburgische Geschichte – für die zeitgemäße Aufbereitung der Landesgeschichte im Web unter dem Vorzeichen eines freien Zugangs für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.
Für „HamburgWissen Digital“, das im Aufbau befindliche Portal zur Geschichte und Landeskunde der Hansestadt, wird die digitale Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte ein Element von zentraler Bedeutung sein.
—
Über die Autorin
Kerstin Wendt ist Bibliothekarin in der Stabi. Sie baute u. a. die Medienwerkstatt auf und koordiniert nun die Digitalisierungsprojekte im Rahmen einer Stabsstelle.