FAQ
© 2024 Staats- und Universitätsbibliothek
Hamburg, Carl von Ossietzky

Öffnungszeiten heute09.00 bis 24.00 Uhr alle Öffnungszeiten Leichte Sprache

Kleine Entdeckungen im Jungius-Nachlass

23. Januar 2014
von Redaktion — abgelegt in: Schätze der Stabi — 4.341 Aufrufe

Von Eike Harden

Die „großen“ Entdeckungen erfordern neben Glück viel Forschungsaufwand, schon um sie abzusichern, „kleine“ Entdeckungen sind mit Glück alleine zu haben. Joachim Jungius hat für seine eigenen Notizen oft altes Papier benutzt, das bereits (oft von anderen) beschrieben war. Diese „Makulaturen“ sind ein interessanter Mehrwert des laufenden Digitalisierungsprojekts, denn in Katalogen und Editionen werden sie schlicht ignoriert.

Häufig verwendete Jungius Schülerübungen, bei denen es darum ging, einen Brief in lateinischer Sprache zu verfassen, den die Schüler dann unterschrieben: „Joannes Wardenburgk Oldenburg. Frisius“ oder „Henningus Schröderus, N – Bremen“. Eine kurze Recherche ergab, dass ein Johannes Wardenburg 1646/47 in Leiden studierte. Jetzt wissen wir auch, dass er aus Oldenburg stammte und in Hamburg zur Schule ging. Henning Schröder war später Konrektor des Gymnasiums in Stade, aber neu ist das Wissen, dass er aus Bremen stammte.

Die bekannten Briefe von und an Jungius sind seit 2005 in einer wissenschaftlichen Edition verfügbar, darunter auch im Nachlass verstreute Makulaturen. Einen solchen Brief von Jungius’ Freund Hermann Westhoff haben bisher alle Jungius-Forscher übersehen. Der Inhalt ist eher uninteressant, aber er ist auf Deutsch geschrieben. Wenn Sie mögen, versuchen Sie ihn zu entziffern (Anzeige auf Klick in groß).

Brief Hermann Westhoff
Abbildung: NJJ : Pe. 11, S. 227v.

Das Verzeichnis der Drucke des 17. Jahrhunderts (VD17) nennt eine unbekannte Disputation. Sie liegt nicht in unserem Haus, sondern in Greifswald. Es handelt sich dabei um ein 1620 in Rostock erschienenes Werk mit einem Respondenten Nicolaus Olaus aus Gävle in Schweden. Das bestätigt, dass auch Jungius zum guten Ruf der Rostocker Universität beitrug, der im frühen 17. Jahrhundert Studenten aus ganz Nordosteuropa anzog.

Zuletzt möchte ich noch von einem Buch berichten, aus dem Jungius exzerpiert hat, nämlich „De origine juris“ von einem sonst unbekannten Autor Enchiridius Pomponius. Bisher war anscheinend nur ein Druck aus dem Jahr 1678 bekannt, aber Jungius kannte das Buch schon vor 1650. Es könnte sich dabei um ein Beispiel dafür handeln, dass auch im 17. Jahrhundert noch Druck- und Manuskriptkultur nebeneinander bestanden.

Schreiben Sie einen Kommentar