Hamburg-Basics in der Stabi – Teil 4: Hamburgisches Wörterbuch
28. Februar 2008
von HS — abgelegt in: Hamburg — 5.644 Aufrufe
Heute zum vorletzten Mal der Hamburg-Literatur-Tip im Stabi-Blog: das Standardwerk zu mundartlichen Begrifflichkeiten aus Hamburger Snuten in Geschichte und Gegenwart, das Hamburgische Wörterbuch.
Morgens drömelich in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit. Plötzlich ganz suutje ein freundlicher Stoß in die Seite. Eine bereits aufgewachte und ältere Hamburger Dame: Na, krichs mol wedder die Klüsen nich op? Ein Grinsen in beiden Gesichtern und der Morgen ist gleich nicht mehr ganz so eintönig wie sonst.
Für alle Eingeborenen und Quittjes, die ähnliche Begebenheiten auch schon erlebt haben und dann doch immer nicht so ganz genau verstanden haben, was ihr Gegenüber eigentlich gesagt hat, bietet das Hamburgische Wörterbuch Übersetzungshilfen.
Das Wörterbuch ist das maßgebliche Nachschlagewerk und Forschungsinstrument für den mundartlichen Wortschatz Hamburgs. ‘Es erklärt den Gebrauch niederdeutscher Lexeme unter Berücksichtigung historischer, regionaler, sozialer und funktionaler Aspekte.’ Zusammengestellt auf der Basis von ca. 1 Mio Belegen hat die Arbeitsstelle ‘Hamburgisches Wörterbucharchiv’ der Abteilung Niederdeutsche Sprache und Literatur am Institut für Germanistik I der Universität Hamburg 2006 nach jahrzehntelanger wechselvoller Sammel- und Publikationsgeschichte den fünften und letzten Band des Werkes vorgelegt. Anläßlich der Vollendung gab es in der Stabi eine Ausstellung über deutsche Dialektwörterbücher.
Als ein Spiegel der Entwicklung des hamburgischen Niederdeutschen und dessen regionaler Ortsmundarten umfaßt das Hamburgische Wörterbuch in dem zugrundegelegten Material einen Zeitraum vom 13. bis zum 20. Jahrhundert. Die Darstellung im Wörterbuch reicht aber in der Regel nicht weiter als 1600 zurück, da sprachliche Nachweise aus älteren Quellen im Mittelniederdeutschen Handwörterbuch abgedeckt werden.
Grundbestandteile der alphabetisch angeordneten Einträge sind Angaben zur Grammatik, Bedeutung und zeitlichen Einordnung eines jeden Stichwortes. Wo nötig, sind Formvarianten sowie geographische und stilistische Besonderheiten berücksichtigt. Häufige Satzbeispiele verdeutlichen den spezifischen Gebrauch und durch zahlreiche Verweise werden begriffliche Zusammenhänge markiert. Darüber hinaus sind Redensarten, Spruchgut und volkstümliche Reime verzeichnet und ggf. Informationen zu kulturellen Gegebenheiten enthalten.
Ein unglaublicher sprach- und kulturhistorischer Schatz verbirgt sich im Hamburgischen Wörterbuch in den Einträgen des nach 1900 nicht mehr bezeugten Vokabulars (gekennzeichnet mit einem †). Wie das gesamte Wörterbuch auch der Bewahrung des immer mehr zugunsten der Hochsprache verdrängten Dialektes dient, sind sie im besonderen ein Zeugnis untergegangener Sprach- und damit Kulturwelten.
Als Kurzausgabe für die Westentasche ist ein Auszug aus dem fünfbändigen Hauptwerk als Kleines Hamburgisches Wörterbuch erschienen, mit ca. 6000 plattdeutschen Stichwörtern des heutigen Gebrauchs und um den wissenschaftlichen Apparat reduziert. Zudem enthält es ein Register mit 15.000 hochdeutschen Wörtern, denen plattdeutsche Bezeichnungen zugeordnet sind, was will das hochdeutsche Herz mehr !
Hamburgisches Wörterbuch. Auf Grund der Vorarbeiten von Christoph Walther und Agathe Lasch hrsg. von Beate Hennig und Jürgen Meier. Neumünster: Wachholtz-Verl., 1956-2006
Signatur: HH 3426/2: 1-5 (Hamburg-Lesesaal) oder H Germ 384/46: 1-5 (Lesesaal 1)
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