Interessantes zum Expo des Monats Juni: «Adam Olearius»
28. Juni 2012
von Markus Trapp — abgelegt in: Ausstellungen und Veranstaltungen — 9.398 Aufrufe
Gestern hat Kollegin Antje Theise in unserer beliebten und mittlerweile schon traditionellen Veranstaltungsreihe «Exponat des Monats» den Orientalischen Reisebericht von Adam Olearius vorgestellt. In ihrer Präsentation, die Sie auch als Virtuelle Ausstellung unter dem Titel «Adam Olearius und sein Geschenk an die Gottorfer Herzogin» betrachten können, hat die Referentin für Seltene und Alte Drucke die ihr mit großem Interesse folgende Zuhörerschaft nicht nur in ein faszinierendes Werk eingeführt, sondern einen lebendigen Eindruck der abenteuerlichen Reise einer schleswig’schen Delegation im 17. Jahrhundert vermittelt und die Besonderheit der im Bestand unserer Bibliothek befindlichen Ausgabe herausgestellt, die Olearius mit handschriftlicher Widmung als Geschenk an die Gottorfer Herzogin, Maria Elisabeth (1610-1684), zu einem ganz besonderen Unikat gemacht hatte:
Der durchlauchtigsten hochgebornen Fürstin und Frauen Maria Elisabeth geborne Fürstin auß Churfürstl. Stam zu Sachsen Hertzogin zu Schleswig Holstein Stormarn und der Dithmarsen, Gräfin zu Oldenburg und Delmenhorst Seiner gnedigsten Fürstin offeriret dieses Buch in Unterthänigkeit der Autor M. Adam Olearius.
Als Reaktion auf einen Stabi-Tweet zur gestrigen Veranstaltung hat uns Bernd-Christoph Kämper auf eine kuriose Parallele hingewiesen: Zeitgleich zu unserem Exponat des Monats hat auch die UB Salzburg Olearius diesen Monat besondere Aufmerksamkeit geschenkt und den von ihm übersetzten «Persianischen Rosenthal» (1654) zum «Buch des Monats Juni 2012» gemacht. Herr Kämper war auch so nett, noch zwei weitere Hinweise zu Olearius zu geben, die wir in der Folge gerne an Sie weiter reichen möchten:
Umfangreiche Sekundärlitaratur – zugänglich über Campus-Lizenz – lässt sich über diesen JStor-Link verfolgen (via @bckaemper) und der bei uns präsentierte Reisebericht ist in der Ausgabe der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel als Digitalisat vollständig im Netz: “Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Reise” (via @bckaemper). Dank des Digitalisates können Sie den kompletten Reisebericht online lesen. Nebenstehende Abbildung zeigt die Textstelle «Zu Noteburg angekommen» (zugehörige URL der HAB). Möchten Sie, wie die Besucher unserer gestrigen Veranstaltung, die Aura des Originales erleben, können Sie selbstverständlich das Original auch im Handschriftenlesesaal einsehen.
Haben wir Sie nun neugierig gemacht auf diese außergewöhnliche Handelsreise in den Orient und möchten Sie mehr darüber erfahren? Dann können wir Ihnen den erst kürzlich erschienenen dokumentarischen Roman von Erich Maletzke empfehlen: «Adam Olearius: Gottorfer Hofgelehrter; ein turbulentes Leben». Maletzkes Text haben wir auch als E-Book, wenn Sie einmal einen Blick rein werfen oder ihn komplett lesen möchten, bitte hier entlang: E-Book Erich Maletzke: «Adam Olearius: Gottorfer Hofgelehrter; ein turbulentes Leben».
Der NDR hat den Roman Maletzkes und die Umstände rund um die abenteuerliche Handelsreise von Olearius & Co. (die immerhin mit der Hinrichtung des Hamburger Kaufmanns Otto Brüggemann endete) in einem sehenswerten Beitrag aus der Reihe Zeitreise zusammengefasst Brüggemanns Expedition nach Persien:
Der Hamburger Kaufmann Otto Brüggemann schlug dem Schleswiger Herzog Friedrich III. vor, mit einer Delegation in die persische Hauptstadt Isfahan zu fahren. Seine Idee: den lukrativen Seidenhandel an sich zu ziehen. Tatsächlich schickte Friedrich eine großzügig ausgestattete Reisegruppe los.
Lassen Sie mich den Reigen der Informationen abschließen mit drei Hinweisen, die Antje Theise im Nachgang zu ihrem gestrigen Vortrag noch an Sie weiter geben möchte:
Zum Fall des Hamburger Kaufmanns Otto Brüggemann gibt es einen sehr ausführlichen und lesenswerten FAZ-Artikel vom 29. Januar 2011 (Nr. 24) von Axel Pinck und Klaus Martini, aus der Beilage Bilder und Zeiten, S. Z1-Z2, der komplett online ist «Mit Größenwahn gegen den Staatsbankrott»:
Gewagte Spekulationen, hohes Risiko, Profitgier und großartige Pleiten sind nicht nur Erscheinungen unserer Tage. Das zeigen Aufstieg und Fall des Hamburger Kaufmanns Otto Brüggemann zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Last but not least soll die von Olearius mit dem vorgestellten Reisebericht so reich beschenkte Herzogin zu Worte kommen, und zwar mit zwei ihrer komplett digitaliserten Drucke, die im gestrigen Vortrag auch erwähnt wurden:
Das von Maria Elisabeth für ihre gleichnamige Tochter konzipierte und zusammen mit Olearius herausgegebene Hochzeitsballett und die von Maria Elisabeth in Zusammenarbeit mit Olearius herausgebrachte Lutherbibel (1664) mit extra großen Buchstaben für ältere Menschen.