Hinter den Kulissen: Frühsport im Lesesaal
26. Oktober 2007
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Wenn Präsenzbestände neben dem laufenden Betrieb neu strukturiert werden müssen, ist das eine logistische Herausforderung.
Bücherwanderung
Von Uta Rösler-Isringhaus, Hauptabteilung Benutzungsdienste, Lesesäle
Die Einrichtung des Lesesaals 3 im Februar 2006 hatte Folgen bis heute. Um die leeren Regale zu füllen und in allen Lesesälen bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen bzw. die dort überquellenden Regale zu lüften, begann eine Bücherwanderung, die dann sehr viel umfangreicher wurde als ursprünglich mal gedacht.
Ganze Gruppen, so bei Germanistik und Literaturwissenschaft, fristeten aufgrund mangelnder Stellfläche seit Jahren ein Dasein in der Fachfremde und sollten zurückgeführt werden. Andere wurden bewusst aus ihrer Fachzugehörigkeit ausgegliedert wie die Bundestagsdrucksachen, die mit wuchernder Wichtigkeit den freien Blick auf H Pol verstellten. Da hieß es gut überlegen, was wohin passt, wo welcher Platz frei wird und wie er sinnvoll neu gefüllt werden kann. Zum Schluss musste alles wie bei einem Puzzle wieder zusammenpassen.
Bald war auch der heimische Handwerkskasten an den Arbeitsplatz gewandert, Hammer, Schraubenzieher, Inbusschlüssel, Zollstock waren die täglichen Begleiter, denn festsitzende Metallstifte an den Zeitschriftenablagen, abgebrochene und festsitzende Plastikendstützen u.s.w. wollten entfernt werden. da war Raffinesse, handwerkliches Geschick und Kreativität gefragt. Diese Art Klopfgeister sind aber bei unseren an Ruhe gewöhnten Nutzern nicht geschätzt, deshalb wurde die morgendliche Frühgymnastik in die Bibliothek verlegt. Nun hieß es über Monate von 7 bis 9 Uhr: beugen/strecken, beugen/strecken. Und schon waren wieder 30 Bände vom untersten Regalboden nach oben gewuchtet.
Am Ende wurden ganz ohne professionelle Umzugshilfe rund 100.000 Bände bewegt, 3295 Regalböden geputzt, 336 Zeitschriftenwannen umgehängt, 120 vollgestellte Regalböden durch Böden mit ausziehbaren Buchablage ersetzt. 36 Fachgebiete zogen dabei um.