Nachruf Dr. Wilfried Rinke
9. April 2025
von Redaktion — abgelegt in: Aktuelles — 519 Aufrufe
Am 21. März 2025 ist Dr. Wilfried Rinke kurz nach seinem 95. Geburtstag in Hamburg verstorben. Dr. Rinke war, gemeinsam mit seiner 2023 verstorbenen Frau Gisela, der Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky seit vielen Jahren als Freund und Förderer verbunden.
Bereits vor fast einem Vierteljahrhundert, im Jahr 2001, rief das Ehepaar dazu die Dr. Wilfried und Gisela Rinke-Stiftung ins Leben, mit dem einzigen Zweck, die Arbeit der Staats- und Universitätsbibliothek zu fördern.
Es war der Wunsch des Stifterehepaars, zu ihren Lebzeiten bescheiden im Hintergrund Gutes zu wirken und kein großes Aufheben darüber zu machen. In den fast 550 Jahren seit Gründung der Bibliothek haben viele Menschen durch große und kleine Spenden und Schenkungen zum Aufbau des wissenschaftlichen Gedächtnisses der Stadt beigetragen. In diese Reihe haben sich Dr. Wilfried Rinke und seine Frau Gisela, geb. Kleinschmidt, als besonders großzügige Mäzene eingereiht. Über die Jahre übergaben sie nämlich nach und nach große Teile ihres Vermögens an ihre Stiftung, die so angelegt ist, dass sie über Jahrzehnte und hoffentlich auch Jahrhunderte immer neuen Nutzen für die Bibliothek und ihre Arbeit für die Menschen in Hamburg stiftet.
Wilfried Rinke wurde am 4. Februar 1931 in Salzderhelden bei Einbeck geboren und wuchs in Mühlhausen in Thüringen auf, wo er 1950 das Abitur am städtischen Gymnasium, dem heutigen Tilesius-Gymnasium, ablegte. Vor dem Hintergrund der sich verfestigenden SED-Diktatur in der DDR übersiedelte er nach dem Abitur nach Hannover, wo er auf Rat seines Vaters – des Direktors einer Mühlhäuser Brauerei – eine Lehre als Brauer und Mälzer absolvierte. Nach mehreren beruflichen Stationen in Hamburg, Stuttgart, Peiner, Dortmund, Douai und Burton upon Trent begann er 1955 ein Studium der Brauerei- und Mälzereitechnologie an der Technischen Universität Berlin, das er in den vorgesehenen vier Jahren absolvierte.
In der Berliner Zeit traf Wilfried Rinke auch seine Freundin Gisela wieder, die im Ostteil der Stadt als Medizinisch-Technische Assistentin arbeitete. 1959 heirateten die beiden im Westteil Berlins, konnten jedoch aufgrund des Wohnungsmangels erst zwei Jahre später eine erste gemeinsame Wohnung beziehen. Im selben Jahr, 1961, wurde Wilfried Rinke an der TU Berlin mit einer Dissertation „Über die extraktbildenden Stoffe der Biertreber“ promoviert.
1965 zog das Ehepaar Rinke nach Hamburg, wo Dr. Wilfried Rinke eine Stelle als Leiter des Zentrallaboratoriums der Holsten-Getränkegruppe annahm. In dieser Zeit verkehrte er gerne im Umfeld der Hamburger Universität, nahm unter anderem am Mittagstisch im Curio-Haus teil, wie auch zahlreiche Wisenschaftler*innen der Universität, darunter auch der Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker, seit 1957 Lehrstuhlhaber für Philosophie an der Universität Hamburg.
Dr. Rinkes Karriere in der Holstengruppe kam schnell voran: 1970 wurde er Technischer Direktor und Vorstandsmitglied in Tochtergesellschaften, 1975 Vorstandsmitglied der Hauptgesellschaft für die Bereiche Technik, Logistik und Beschaffung, schließlich Vorstandsvorsitzender der Hauptgesellschaft sowie Aufsichtsratsvorsitzender und -mitglied in verschiedenen Tochtergesellschaften.
Auch der Wissenschaft blieb er verbunden, so als langjähriger Präsident und Ehrenpräsident der Versuchs- und Lehranstalt für das Brauereiwesen (VLB), dem er 1980 bis 1988 als Vorsitzender des Verwaltungsrates und Präsident vorstand. Für sein ehrenamtliches Engagement verlieh die VLB ihm 1999 die Ehrenmitgliedschaft. Darüber hinaus benannte die VLB bei der Eröffnung ihres Neubaus im Jahre 2017 das neue Brauereitechnikum zu seinen Ehren in “Wilfried-Rinke-Technikum”.
Neben ihrem aktiven Berufsleben nahmen Dr. Rinke mit seiner Frau aktiv am kulturellen Leben ihrer neuen Heimatstadt Hamburg teil und widmeten sich Lektüre, bildender Kunst, dem Theater und der Musik – und förderten über die Jahre finanziell verschiedene wohltätige, wissenschaftliche und kulturelle Projekte und Institutionen in Hamburg und auch in ihrer alten Heimat Mühlhausen in Thüringen.
Durch ihre Bekanntschaft und Freundschaft mit dem Direktor der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Prof. Dr. Peter Rau, entstand die Idee, der Stadt, in der sie freundlich aufgenommen wurden und sich persönlich, beruflich und gesellschaftlich entfalten und wohlfühlen konnten, ein bleibendes Zeichen ihrer Verbundenheit zu schenken.
So entstand die Dr. Wilfried und Gisela Rinke Stiftung, die seit 25 Jahren die Arbeit der Bibliothek fördert. Sie ermöglicht es der Bibliothek und ihren Fachreferentinnen und Fachreferenten, gedruckte und heute auch elektronische Bücher dauerhaft zu erwerben, um Forschung und Lehre an der Universität und den anderen hamburgischen Hochschulen, aber auch die öffentliche, berufliche und private Bildung zu fördern. Die so erworbenen Medien weist die SUB Hamburg im Katalog mit dem Eintrag “Finanziert aus Mitteln der Dr. Wilfried und Gisela Rinke Stiftung” nach.
Bis 2021 führte Dr. Rinke die Stiftung als Vorsitzender selbst, kurz vor seinem 90. Geburtstag übergab er die Leitung der Stiftung dem dreiköpfigen Vorstand, der die Arbeit der Stiftung im Sinne des Stifterehepaars fortführt.
Unser herzliches Beileid und Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden des Verstorbenen. Die Staats- und Universitätsbibliothek und die Dr. Wilfried und Gisela Rinke Stiftung werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren, nicht zuletzt, weil die kommenden Generationen durch den Ausbau der Bibliothek immer neu von seiner Großzügigkeit bereichert werden.
Für die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
Prof. Robert Zepf
Der Vorstand der Dr. Wilfried und Gisela Rinke Stiftung
Prof. Robert Zepf
Gero von Glasenapp
Jürgen Harms