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Borcherts Milchzahn

12. November 2024
von Konstantin Ulmer — abgelegt in: Aktuelles,Hamburg,Schätze der Stabi — 905 Aufrufe

Stabi erhält sehr persönliches Nachlasskonvolut Wolfgang Borcherts aus Frankreich.

Borchert-Konvolut: ein Kästchen, in dem sich unter anderem ein Milchzahn Borcherts, zwei Haarsträhnen sowie ein Wunschzettel befinden, den Borchert 1928 als Siebenjähriger geschrieben hat

Wolfgang Borchert (1921-1947) gilt als einer der bedeutendsten und meistgelesenen Schriftsteller der Nachkriegsliteratur. Seit seine Mutter Hertha Borchert (1895-1985) seinen Nachlass 1975 an die Staats- und Universitätsbibliothek seiner Heimatstadt Hamburg übergab, bewahrt die Stabi neben Manuskripten und Briefen auch Borcherts Bibliothek und persönliche Gegenstände wie den Schreibtisch des Autors, dessen Tabakpfeife, das Buddelschiff „Tui Hoo“ oder ein getrocknetes Seepferdchen. Seit dem 100. Geburtstag 2021 ist der Nachlass in einer Dauerausstellung in der Borchert-Box zu sehen, einem zweiräumigen Glaskasten im Benutzungsbereich der Bibliothek.

Das Borchert-Archiv ist allerdings keine abgeschlossene Sammlung. In den letzten Jahren konnte die SUB drei bedeutende Konvolute mit Briefen, Postkarten und Zeichnungen des Autors erwerben. Aus Frankreich erhält sie nun eine sehr persönliche kleine Borchert-Sammlung: Zwei Bilder mit typischen Borchert-Motiven, die der Autor als Erwachsener gemalt hat, sowie ein Kästchen, in dem sich unter anderem ein Milchzahn Borcherts, zwei Haarsträhnen sowie ein Wunschzettel befinden, den Borchert 1928 als Siebenjähriger geschrieben hat.

Zwei Bilder mit typischen Borchert-Motiven, dazu das geschlossene Kästchen

Bewegend ist auch die Geschichte des Konvoluts: Hertha Borchert, selbst Autorin niederdeutscher Geschichten, schenkte das Kästchen und die Bilder vermutlich im Jahre 1980 der französischen Germanistin Nanette Courtade, die bereits 1956 ihre Diplomarbeit über Wolfgang Borchert geschrieben hatte und den Kontakt zu dessen Mutter viele Jahre pflegte. Dass das Kästchen bis dahin trotz der Übergabe des Archivs an die Stabi Mitte der 1970er Jahre noch in den Händen Hertha Borcherts war, ist ein Indiz für dessen emotionalen, persönlichen Wert – und den hatte es auch für Nanette Courtade: Sie beauftragte wenige Tage vor ihrem Tod ihren ehemaligen Deutschstudenten und engen Freund Patrick Naudin, das Borchert-Konvolut nach Hamburg zu bringen und der Stabi sowie der Internationalen Wolfgang-Borchert-Gesellschaft zu übergeben.

Patrick Naudin (links) bei der Übergabe des Borchert-Konvoluts an Stabi-Direktor Robert Zepf

Das Kästchen und die Bilder sind fürs Publikum morgen um 18 Uhr beim Vortrag zu „Borcherts Nachlass“ zu sehen, den Konstantin Ulmer, Kurator der Borchert-Box, für den Verein für Hamburgische Geschichte im Vortragsraum der SUB hält. Anschließend werden sie bibliothekarisch erschlossen. Insbesondere die Zeichnungen Borcherts werden zudem bald Aufmerksamkeit erfahren: Für das kommende Jahr ist eine Publikation über „Borcherts Bilder“ geplant, in der das bisher kaum beachtete zeichnerische und malerische Werk des Autors Beachtung erfährt.

 

Vortrag:

13.11., 18 Uhr, Vortragsraum:  Borchert in der Box: Ein nachgelassener Schatz und dessen Hebung

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