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Digitalisierte Weihnachtsgrüße des jungen Johannes Brahms an seine Eltern

19. Dezember 2022
von Mirijam Beier — abgelegt in: Schätze der Stabi — 1.003 Aufrufe

Weihnachtsbrief Johannes Brahms'

Im Frühjahr dieses Jahres wurden alle Briefe von und an Johannes Brahms, die sich im Brahms-Archiv der SUB Hamburg befinden, als Digitalisate im Portal „Hamburger Kulturgut Digital“ zur Verfügung gestellt. Darunter befindet sich auch ein Brief (Signatur BRA : Ca2 : 15) des dreizehnjährigen Johannes Brahms an seine “Theure Eltern” bzw. “très chers parens” Johann Jacob und Christiane zu Weihnachten 1846. (Eine Transkription des gesamten Briefes findet sich am Ende dieses Blog-Beitrags.) Der am 7. Mai 1833 in Hamburg geborene spätere Komponist besuchte ab seinem sechsten Lebensjahr die private Elementarschule von Heinrich Voß am Dammtorwall und wechselte 1844 auf die von Johann Friedrich Hoffmann geleitete “Lehranstalt für Knaben”. Seine dort erworbenen Kenntnisse der französischen Sprache stellte er in diesem Weihnachtsgruß unter Beweis, den er auf Deutsch und Französisch an seine Eltern richtete. Dabei gehörte das Erlernen von Fremdsprachen nicht zu seinen bevorzugten Fächern.

Weihnachtsbrief Johannes Brahms'

Dieser Brief gehört zu den frühesten erhaltenen Briefen des Komponisten, nur ein Brief an seinen ersten Klavierlehrer Otto Cossel, der in der Pierpont Morgan Library, New York, aufbewahrt wird, datiert knapp fünf Jahre früher. Bei Cossel hatte Johannes Brahms seit 1840 Klavierunterricht.
Die weiteren Bestände des Brahms-Archivs der SUB lassen sich ebenfalls seit diesem Jahr über das Portal Kalliope entdecken.

Transkription der Weihnachtsgrüße:
Dédié à mes chers parens
Noël 1846
par
leur fils
Johannes Brahms.

Mes très chers parens!
Aujourdhui où la fète de Noël, cette fète si joyeuse pour tout le monde se renouvelle, je me sens penétré de sentimens de reconnaissance tant envers la Divinité qu’envers vous, mes bons parens. Si je compte tous les bienfaits et tous les soins dont vous mʼavez continuellement comblé, je sens bien que je suis trop faible pour Vous en remercier assez mais au moins je ferai mon possible a me conduire toujours à meriter votre amour et à faire la joie de votre vieillesse. Recevez mon [sic!] congratulation et les souhaits ardents que je porte vers notre Createur de prolonger vos jours jusquʼà lʼâge le plus récule de vous faire jouir dʼune Santé continuelle, et de Vous donner tout le bien que vous pouvez desirer.
Avec ces sentimens je suis pour la vie

Votre
fils reconnaissant
Johannes Brahms.
Hambourg, Noël 1846.

Theure Eltern!
Heute wo das Weihnachtsfest, dieses, für jeden Menschen so frohes Fest, sich erneuert, fühle ich mich von Gesinnungen der Dankbarkeit, sowohl gegen die Gottheit, als auch gegen Sie, geliebte Eltern, durchdrungen. Wenn ich alle Wohlthaten und Sorgen zähle, womit Sie mich fortwährend überhäuft haben, fühle ich wohl, daß ich noch zu schwach bin, Ihnen genug zu danken, aber wenigstens werde ich mich bestreben mich stets so aufzuführen mich Ihre Liebe zu verdienen und die Freude Ihres Alters zu machen.
Empfangen Sie hier meinen Glückwunsch und die heißen Wünsche welche ich zum Ewigen sende Ihr Leben bis ins späteste Alter zu verlängern. Sie einer steten Gesundheit genießen zu laßen, und Ihnen alles Gute angedeihen lassen, was Sie sich nur wünschen mögen.
Mit diesen Gesinnungen bleibe ich Zeit meines Lebens

Ihr
dankbarer Sohn
Johannes Brahms
Hamburg Weinacht [sic!] 1846.

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