Die Gefährten
20. September 2006
von ST — abgelegt in: Aufgelesen — 5.010 Aufrufe
Bücher stehen uns zur Seite: Es gibt Lehrbücher, die einem Bildungswelten eröffnen und in Schule, Studium und Beruf den Weg bereiten. Die Stabi ist voll davon. Dann gibt es Ratgeber, die in den verschiedensten Lebenssituationen unterstützend wirken können – Heerscharen, die den Markt bevölkern, auch hier kann die Stabi bedienen. Und dann gibt es da die Bücher, die einfach nur schön zu lesen sind, aber dennoch einen dauerhaften Eindruck hinterlassen. Bücher, die die persönliche Sichtweise verändern können, ganz unspektakulär.
Wie z.B. Doris Lessings „Das Tagebuch der Jane Somers“. Kürzlich begegnete es mir wieder in einem unserer Regale und erinnerte mich daran, wie ich – 20-jährig, voller Tatendrang und mit wenig Geduld gegenüber allem Langsamen – von der Infragestellung der allseits gültigen Werte „Jugend und Erfolg“ ebenso wie der eindringlichen Beschreibung von Maudies ungewolltem Verfall so beeindruckt war, dass das Buch auch nach vielen Jahren noch zu meinen Top 10-Lieblingsbüchern zählt.
Haben Sie auch Bücher, die Sie schon länger begleiten?
Ein Buch, das mich schon länger begleitet, ist von 1993, es enthält eine Korrespondenz zwischen Frauen verschiedener Berufe, die 1991/1992 an verschiedenen Krisenherden des jugoslawischen Bürgerkrieges leben oder mit diesen Orten durch Flucht ins Exil (Berlin, Paris) besonders verbunden sind: Briefe von Frauen über Krieg und Nationalismus / Rada Ivekovi? u.a.; Stabi-Signatur: A 1995/87
– Beeindruckt hat mich die Kraft der Autorinnen, sich im Getümmel des von nationalistischen Sexismen angeheizten Kriegsgeschehens nicht ideologisch korrumpieren zu lassen und einander über neue drastische Grenzziehungen hinweg kollegial-freundschaftlich zugewandt zu bleiben – gerade heute habe ich das Buch über http://www.zvab.com antiquarisch erstanden, um es erneut zu verschenken, denn Anlass und Bewältigung bleiben brisant aktuell.