Die Familie Wohlwill. Eine jüdische Hamburger Bürgerfamilie im 19. + 20. Jahrhundert (21.10.)
1. Oktober 2015
von Markus Trapp — abgelegt in: Ausstellungen und Veranstaltungen,Hamburg — 19.657 Aufrufe
Prof. Dr. Matthias Brandis (Freiburg):
Die Familie Wohlwill. Eine jüdische Hamburger Bürgerfamilie im 19. und 20. Jahrhundert
Immanuel Wohlwill (Yoel Wolf) war der erste Träger des Namens als Ausdruck eines progressiven und toleranten Freigeistes. Nachkommen wurden durch höhere Schulbildung und Studium in der bürgerlichen Gesellschaft in der Stadt Hamburg akkulturiert. Bis 1933 entstammen dieser Familie verschiedene Persönlichkeiten, die in der Hamburger Bürgerschaft etabliert zu sein scheinen. Nach 1933 wird die Illusion wirksam. Die zunehmende Entrechtung dieser Menschen führt zur Vertreibung der meisten Familienmitglieder in verschiedene Länder der Welt, fünf Mitglieder werden 1942 und 1943 ins KZ Theresienstadt deportiert, vier von ihnen sterben dort bzw. in Auschwitz. Im Vortrag werden die beeindruckende Familiengeschichte im 19. Jahrhundert und die Katastrophe im 20.Jahrhundert dargestellt.
Prof. Dr. Matthias Brandis, em. Professor für Kinderheilkunde, und zuletzt Ltd. Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Freiburg (siehe Porträt Prof. Brandis in der Badischen Zeitung), ist Enkel von Dr. Heinrich Wohlwill und forscht seit 2011 zu den Familien Wohlwill und Dehn.
Eine Veranstaltung des Vereins für Hamburgische Geschichte in Zusammenarbeit mit der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.
Mittwoch, 21. Oktober 2015, 18 Uhr
Ort: Vortragsraum, 1. Etage, Eintritt frei.
Hallo.
Wir haben einige documente und gegenstände der familie Wolwill.
Immanuel, Emil und einige dokumente aus dem 2. Weltkrieg und konzentrationslagern
Wir würden gerne mehr über die Familie wissen und kőnnten ihnen dokumente scannen
Mfg
Sehr geehrter Herr Schäfer,
vielen Dank für Ihren wertvollen Hinweis, den wir gerne an den Verein für Hamburgische Geschichte weiterleiten, der die Vortragsveranstaltung zur Familie Wohlwill in der Staatsbibliothek organisiert hat.
Viele Grüße
Markus Trapp
Das Beispiel der Familie Wohlwill sollte Mahnung insbesondere an jene sein, die selektive Anti-Bürgerlichkeit für “links” oder für ein antifaschistisches Anliegen halten. Wer den Antisemitismus in seinen Wurzeln bekämpfen will, muss die ganze Bandbreite seiner Erscheinungsformen kennen und berücksichtigen. Die momentanen Gegen-Rechts-Bewegungen haben zu sehr die unmittelbar rechtsradikalen Kräfte im Blick, ohne zu sehen, dass es auch einen Öko- und Zentrifugalfaschismus gibt, der an der Uni viel wirkmächtiger ist als der traditionell verpackte: Der kaum noch gezügelte Intellektuellenhass der LehrerInnen-VertreterInnen, die “Zerstörung der Vernunft” (Lukacs) durch eine körper- und instinktbezogene, buch- und gelehrtenfeindliche Volksgemeinschaftspädagogik u.a.m. markieren den Weg in einen modernisierten Faschismus, der das Nationalitätsprinzip und “Rasse”-Gedanken durch Öko-, Gesundheits- und Psycho-Normierung ersetzt. Leider fehlt dafür der Blick. Das mag auch darin seine Ursache haben, dass die Auseinandersetzung mit dem Faschismus mancherorts zu sehr in den Händen instrumentell denkender Machtmenschen liegt, die nur auf der Suche nach dem nächsten Mobbing-Vorwand sind. Selektiver Antifaschismus mit instrumentellen Hintergedanken aber ist noch verwerflicher als selektive Anti-Bürgerlichkeit aus ebensolchen Motiven. Klarere Gedanken und reinere Motive – das wünsche ich all jenen, die antifaschistische Traditionen ernsthaft fortsetzen wollen.
Sehr geehrter Herr Schaefer,
ich habe erst heute Ihren Kommentar zu dem Vortrag in Hamburg gelesen. Als Enkel von Dr. Heinrich Wohlwill arbeite ich seit mehr als 6 Jahren an der Entwicklug der Wohlwill-Familie vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1945. Wenn Sie Unterlagen über die Familie haben, wäre ich ausgesprochen interessiert an weiteren Dokumenten, gerade zu der Zeit zwischen 1933 und 1945.
MfG
Matthias Brandis
Prof.em. für Kinderheilkunde
Freiburg