Open-Access-Woche: Die Zeitschrift des VHG – zukunftsweisende Retrodigitalisierung
19. Oktober 2009
von Isabella Meinecke — abgelegt in: Open Access — 3.713 Aufrufe
Immer mehr nicht-kommerzielle Einrichtungen oder kleine Verlage engagieren sich dafür, ihre bisherigen Veröffentlichungen im Dienste der Wissenschaft und Bildung frei im Internet zur Verfügung zu stellen. Wissenschaftliche Bibliotheken bieten sich hier aufgrund ihrer Expertise vor allem in Bezug auf Metadaten, Langzeitarchivierung, (Retro-)Digitalisierung und Präsentationsumgebung als Partner für die Umsetzung an.
Als gelungenes Beispiel für eine solche Kooperation stellen wir hier die Retrodigitalisierung der „Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte“ vor. Der Verein für Hamburgische Geschichte bringt hochrelevanten Inhalt für die Landesgeschichte mit ein: Die Zeitschrift wurde rückwirkend bis ins Jahr 1841 digitalisiert; die aktuellen Ausgaben werden mit einer Verzögerung von drei Jahren im Netz bereitgestellt. Die Bibliothek bereitet mit Scantechnik, Dokumentenmanagement und bibliothekarischer Erschließungsarbeit die Inhalte für das Web vor und schafft mit der Suchfunktionalität neue Mehrwerte gegenüber der Papierausgabe.
Nach dem Einscannen der 91 vorliegenden Bände aus den Jahren 1841 bis 2005 mit insgesamt über 33 000 Seiten floss ein hoher Aufwand in die Erfassung von Metadaten zu ca. 900 Aufsätzen und 3500 Rezensionen. Der Zugang zu den Aufsätzen wurde durch eine umfassende Sacherschließung verbessert und bei den Rezensionen entsteht ein unmittelbarer Mehrwert aus der direkten Verlinkung zum rezensierten Werk im Gemeinsamen Verbundkatalog (GVK) für die konkrete Ausleihmöglichkeit. Alle Seiten einschließlich der ersten 12 Bände in Fraktur wurden abschließend einer automatischen Volltexterkennung unterzogen. In der einfachen Suche kann nun eine Volltextrecherche zugeschaltet werden, um das komfortable Aufspüren auch kleinster Details innerhalb der Texte zu ermöglichen, die in den Metadaten nicht abgebildet sein können. Eine Downloadmöglichkeit für die Aufsätze und Rezensionen unterstützt die leichte Übernahme in die eigene elektronische Materialsammlung.
Dieses Projekt ist ohne externe Förderung realisiert worden und ist getragen von dem gemeinsamen Engagement beider Einrichtungen – Stabi und Verein für Hamburgische Geschichte – für die zeitgemäße Aufbereitung der Landesgeschichte im Web unter dem Vorzeichen eines freien Zugangs für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.
Für „HamburgWissen Digital“, das im Aufbau befindliche Portal zur Geschichte und Landeskunde der Hansestadt, wird die digitale Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte ein Element von zentraler Bedeutung sein.
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Über die Autorin
Kerstin Wendt ist Bibliothekarin in der Stabi. Sie baute u. a. die Medienwerkstatt auf und koordiniert nun die Digitalisierungsprojekte im Rahmen einer Stabsstelle.
Open-Access-Woche: Der Dissertationsserver der Stabi – ein Paradebeispiel für Open Access
19. Oktober 2009
von Isabella Meinecke — abgelegt in: Open Access — 4.539 Aufrufe
„Open access“? Der Begriff war noch gar nicht so präsent, als die Stabi 1998 nach vorangegangenem Testbetrieb einen Hochschulschriftenserver aufsetzte. Nach einem etwas zögerlichen Beginn im ersten Jahr werden nun bereits ca. 30–40 Prozent der Doktorarbeiten der Universität Hamburg auf diese Weise publiziert. Insgesamt sind bis September dieses Jahres rund 3300 Arbeiten elektronisch auf unserem OPUS-Server veröffentlicht.
Viel besser als bei eingereichten Papierversionen können die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeitnah und ortsunabhängig ohne Beschränkungen weltweit weiter genutzt werden. Die hohen Zugriffszahlen auf die Dokumente sprechen für sich: Die Online-Veröffentlichung ist für Wissenschaftler eine effiziente Publikationsform, um national wie international eine hohe Sichtbarkeit zu erreichen.
Ein beispielhafter Blick in die Statistik von Aufrufen einzelner Arbeiten zeigt fast Unglaubliches:
Die zehn gefragtesten Arbeiten der Monate Januar bis September 2009 werden zusammen zwischen 20 000–29 000 mal pro Monat aufgerufen! Der jeweils am meisten gefragte Titel erreicht allein monatlich schon über 4000 Nutzungen.
Zum Vergleich: Eine gute Nutzung von Papierausgaben der Dissertationen wäre schon dann erreicht, wenn sie mehrere Male im Jahr ausgeliehen werden.
Eine Doktorarbeit aus dem Jahr 2002 ist auch 2009 noch der absolute Renner bei den Zugriffszahlen:
- Herbert Pagels: Verlassene Väter: die innerseelische Situation und das Bewältigungsverhalten von Männern nach einer ungewollten Trennung von Frau und Kindern ; eine empirische Untersuchung auf der Basis von Gesprächen und einer Fragebogen-Erhebung
http://www.sub.uni-hamburg.de/disse/694/dissertation.pdf
Diese Arbeit wurde in allen vergangenen Monaten über 4000-mal angeklickt!
Andere Top-Titel mit über 2000 monatlichen Nutzungen:
- Gerd Wegner: Zur zeitgenössischen und nachwirkenden Bedeutung der aus wirtschaftlichen Interessen Hamburgs von Johann Anderson (1674-1743) zusammengestellten Erkenntnisse aus der nordatlantischen Region
http://www.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/2005/2511/
- Ute Rummel: Pfeiler seiner Mutter – Beistand seines Vaters: Untersuchungen zum Gott Iunmutef vom Alten Reich bis zum Ende des Neuen Reiches
http://www.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/2007/3444/
- Stefan Lessmann: Data Mining mit der Support Vektor Maschine
http://www.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/2008/3653/
Die Auswahl zeigt, dass Nachwuchswissenschaftler aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen von dieser Form der frei verfügbaren Online-Publikation profitieren.
Über die an der Hamburger Universität publizierten Arbeiten hinaus bieten wir über den Campuskatalog Zugriff auf zurzeit ca. 70 000 weitere in Deutschland erstellte Dissertationen.
Die Recherche ist komfortabel: Alle Arbeiten werden im Campuskatalog verzeichnet und können von dort aus direkt aufgerufen werden.
Zusätzlich gibt es unter „E-Medien“ auf der Stabi-Homepage in OPUS die Möglichkeit zur Recherche nach Fachbereichen oder auch die Volltextsuche.
Kontakt:
E-Mail: diss@sub.uni-hamburg.de
Telefon: (040) 42838-2236
Die Dissertationsstelle ist Montag bis Freitag von 9-12 Uhr geöffnet, weitere Termine nach Vereinbarung.
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Über die Autorin
Annett Helm ist Diplombibliothekarin und die Leitung der Abteilung Medienzugang Nichtkauf, in der sowohl die konventionellen als auch die elektronischen Bestandszugänge von Dissertationen und Tauschgaben, aus Geschenken und Nachlässen sowie die Abgaben aller in Hamburg erscheinenden Publikationen nach dem Pflichtexemplargesetz bearbeitet werden.
Open-Access-Woche: Was ist „Open Access“?
19. Oktober 2009
von Isabella Meinecke — abgelegt in: Open Access — 3.612 Aufrufe
von Isabella Meinecke
Wer etwas über Open Access erfahren möchte, beginnt am besten mit einem Besuch der Informationsplattform Open Access. Diese ist zentrale Anlaufstelle und bündelt wesentliche Informationen zum Thema. Die Plattform ist somit ein idealer Ausgangspunkt, um weiter zu recherchieren. Die folgenden Ausführungen wurden weitestgehend von der Plattform übernommen und liefern einige einführende Erklärungen zum Thema.
Was ist Open Access?
Open Access bezeichnet den freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen:
„Open Access meint, dass diese [= die wissenschaftliche, Anm. d. Red. v. OAnet] Literatur kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein sollte, so dass Interessierte die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale Weise benutzen können, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren jenseits von denen, die mit dem Internet-Zugang selbst verbunden sind. In allen Fragen des Wiederabdrucks und der Verteilung und in allen Fragen des Copyright überhaupt sollte die einzige Einschränkung darin bestehen, den jeweiligen Autorinnen und Autoren Kontrolle über ihre Arbeit zu belassen und deren Recht zu sichern, dass ihre Arbeit angemessen anerkannt und zitiert wird.
(Erklärung der Budapester Open Access Initiative, 2001)
Ziel der Open-Access-Bewegung
Wissenschaftliche Literatur und wissenschaftliche Materialien sollen für alle Nutzerinnen und Nutzer kostenlos im Internet zugänglich sein. Ein wesentlicher Aspekt ist die Maximierung der Verbreitung wissenschaftlicher Information, wie sie in der Berliner Erklärung gefordert wird. Diese Erklärung wurde 2003 von namhaften nationalen und internationalen Forschungsorganisationen und Universitäten (z. B. Deutsche Forschungsgemeinschaft [DFG], Hochschulrektorenkonferenz, Max-Planck-Gesellschaft, Fraunhofer-Gesellschaft) unterzeichnet.
Die DFG hat im Januar 2006 Open Access in ihrer Förderpolitik verankert und Open-Access-Richtlinien verabschiedet.
Warum Open Access?
Gründe für Open Access sind unter anderem der schnelle Zugriff auf relevante wissenschaftliche Informationen und deren vereinfachte Nutzung für die weitere Forschung. Die Kriterien strenger Qualitätskontrolle durch Peer Review (Begutachtung von wissenschaftlichen Arbeiten durch unabhängige Gutachter) werden in der Regel auch bei Open-Access-Publikationen eingehalten, zusätzlich erlaubt der freie Zugang auf elektronische Publikationen die Entwicklung neuer Qualitätskriterien.
Die „Wege“ des Open-Access-Publizierens
Es gibt unterschiedliche Arten und Weisen, wie Open Access publiziert werden kann. Hierfür hat sich der Begriff des „Weges“ eingebürgert. Unterschieden werden im Wesentlichen der Goldene Weg der (Primär-)Publikation und der Grüne Weg der (Parallel-)Bereitstellung.
Der Goldene Weg
Der Goldene Weg – auch Self-Publishing genannt, da Open-Access-Zeitschriften häufig von den Wissenschaftlern selbst initiiert und organisiert werden – bezeichnet die Erstveröffentlichung von wissenschaftlichen Artikeln in Open-Access-Zeitschriften, aber auch die Open-Access-Publikation anderer Beitragsarten (Monografien, Sammelbände usw.). Eine Publikation des Goldenen Weges kann auch hybrid, d. h. parallel im Print und online, an derselben Stelle veröffentlicht werden. So werden die Zeityschriften der GIGA Journal Family “golden” publiziert; sie erscheinen gleichzeitig im Print und online open access. Diese Publikationsweise bezieht sich in erster Linie auf Open-Access-Zeitschriften und Open-Access-Verlage.
Der Grüne Weg
Der Grüne Weg – auch Self-Archiving genannt – bezeichnet die zeitgleiche oder nachträgliche Archivierung digitaler Inhalte auf einem institutionellen oder disziplinären Open-Access-Dokumentenserver. Dies betrifft vor allem Preprints und Postprints, aber auch andere Dokumentarten wie z.B. Monografien, Forschungsberichte, Konferenzproceedings.
Ein Preprint entspricht einer Manuskriptfassung, die bei einer Zeitschrift (oder für einen Sammelband) für eine Veröffentlichung eingereicht wurde. Bei einem Preprint handelt es sich um eine nicht begutachtete wissenschaftliche Arbeit, d. h. die Güte wurde noch nicht von Peers (unabhängigen Fachgutachtern) evaluiert bzw. seine Veröffentlichung wurde noch nicht empfohlen. Die Nutzungsrechte liegen in der Regel noch beim Autor bzw. bei der Autorin, so dass die Selbstarchivierung von Preprints für gewöhnlich rechtlich unproblematisch ist.
Im Zusammenhang mit Open-Access-Strategien oder etwa mit dem Betrieb von Open-Access-Repositorien und Open-Access-Zeitschriften ergibt sich rechtlicher Klärungsbedarf. (Anm.: Die hier dargestellten Inhalte dienen nur der Information und sind keine rechtsverbindlichen Auskünfte.)
In der Praxis stellt sich sowohl für Autorinnen und Autoren als auch für Betreiber von Repositorien häufig die Frage, welche rechtlichen Regelungen beim Verfügbarmachen von Dokumenten auf Volltextservern zu beachten sind. Diesen Regelungen liegt das Urheberrecht zugrunde. In diesem Zusammenhang ist auch die Urheberrechtsreform von großer Bedeutung für die Open-Access-Bewegung.
Die meisten Verlage erlauben inzwischen die Selbstarchivierung in institutionellen oder fachlichen Dokumentenservern etc., allerdings oft verbunden mit Auflagen wie zeitlichen Sperrfristen zwischen der verlagsgebundenen Erstveröffentlichung und der Open-Access-Bereitstellung im Internet. Bei Verlagen, die bislang keine Selbstarchivierung gestatten, ergänzen inzwischen zahlreiche Autorinnen und Autoren die Standardverlagsverträge um Vertragszusätze, die ihnen eine Open-Access-Parallelbereitstellung ermöglichen. Gleiches gilt zur Vermeidung von Sperrfristen. Was Verlage gestatten, dokumentiert u. a. die SHERPA-/RoMEO-Liste.
Um Autor/-innen und Nutzer/-innen von Open-Access-Inhalten Rechtssicherheit zu geben, sollten diese nur unter einer so genannten Open-Content-Lizenz verbreitet werden.
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Isabella Meinecke ist Ansprechpartnerin für Open Access in der Stabi und leitet den stabieigenen Open-Access-Verlag Hamburg University Press.
Stabiblog-Aktion zur Open-Access-Woche vom 19. bis 23.10.2009
18. Oktober 2009
von Isabella Meinecke — abgelegt in: Open Access — 7.061 Aufrufe
Die Woche vom 19. bis 23.10.2009, die internationale “Open Access Week”, steht im Zeichen von Open Access. Weltweit präsentieren Institutionen Aktivitäten rund um den freien Zugang zu wissenschaftlichem Wissen sowie zu Informationen aus öffentlich geförderter Forschung und erläutern dessen Bedeutung.
Auch die Stabi ist dabei: In den nächsten fünf Tagen bieten wir Ihnen in unserem Blog mindestens zwei Beiträge pro Tag, die Open-Access-Projekte und -Tätigkeiten mit einem Hamburgbezug vorstellen und Ihnen einen Eindruck über Vielfalt und Nutzen von Open Access in der Wissenschaft geben sollen. Die Beiträge stammen von Kolleginnen aus dem Haus wie auch von externen Expertinnen und Experten, die uns dankenswerterweise ihre Projekte präsentieren.
Alle Projekte verkörpern exemplarische Aspekte des Open-Access-Publizierens: Das Spektrum reicht u. a. vom Dissertationsserver, der elektronische Dissertationen speichert und für die Lesenden kostenfrei zum Herunterladen anbietet, über eine exemplarische neu gegründete, frei verfügbare, rein elektronische Fachzeitschrift bis hin zu bereits etablierten Zeitschriften, die sowohl im Print wie auch online open access (d. h. hybrid) publiziert werden, sowie zu einer traditionsreichen Zeitschrift, deren bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Bestände retrodigitalisiert und genau wie die neuen Ausgaben online frei verfügbar gemacht werden. Der Open-Access-Verlag der Stabi wird ebenso vorgestellt wie Projekte aus der Hochenergiephysik, die mit innovativen Lösungen für die freie Verfügbarkeit wissenschaftlicher Inhalte sorgen.
Unsere Darstellung wird sicher nicht erschöpfend sein, sie soll es auch gar nicht. Unsere Absicht ist, Ihnen in den nächsten Tagen vor allem einen grundsätzlichen Eindruck vom Nutzen des Open Access für die Wissenschaft in höchst unterschiedlichen Disziplinen zu vermitteln und Ihr Interesse – falls nicht schon vorhanden – zu wecken.
Ansprechpartnerin für Open Access in der Stabi