Ringvorlesung Mesoamerika »Voladores de Papantla« (8.5.)
29. April 2014
von Markus Trapp — abgelegt in: Ausstellungen und Veranstaltungen — 4.058 Aufrufe
Immaterielles Weltkulturerbe als Ressource am Beispiel der »Voladores de Papantla« von Svenja Schöneich, M.A., Universität Hamburg
Donnerstag, 8. Mai 2014, 18.15 Uhr
Ort: Vortragsraum, 1. Et., Eintritt frei.
In der ersten der beiden Mai-Vorlesungen der Mesoamerika-Gesellschaft Hamburg dreht sich alles – im wahrsten Sinne des Wortes – um den zeremoniellen Tanz der »Voladores de Papantla«. Diesen – heute gerne für Touristen aufgeführte – Tanz sehen Sie hier in bewegten Bildern:
Der präkolumbianische, rituelle Tanz der »Voladores de Papantla« lässt sich bis in die Präklassik zurückverfolgen und wird heute hauptsächlich von den Totonaken aus dem mexikanischen Bundesstaat Veracruz zelebriert. Dort liegt auch die namengebende Stadt »Papantla«. Einer totonakischen Interpretation zufolge geht das Ritual auf eine große Dürre zurück, die beendet wurde, indem die Götter durch seine Zelebrierung milde gestimmt werden konnten. Bei seiner traditionellen Durchführung lassen sich vier junge Männer zu der Musik von Trommel und Flöte kopfüber an Seilen von einem 25 m hohen Stamm herab, den sie auf ihrem Weg zum Boden 13-mal umkreisen. Heute kann man dem »Danza del Volador« überall in Mexiko auf öffentlichen Plätzen oder bei Festivals beiwohnen. Die UNESCO verlieh diesem außergewöhnlichen Tanz 2009 den Titel »immaterielles Kulturerbe der Menschheit«. Im Rahmen einer Magisterarbeit wurden aktuelle Transformationsprozesse untersucht, die die Tätigkeit und den Alltag der Tänzer in Verbindung mit der UNESCO Deklaration beeinflussen.
Eine Veranstaltung der Mesoamerika-Gesellschaft Hamburg in Zusammenarbeit mit der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und der Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung im Rahmen der Ringvorlesung «Indigene Kulturen im Spiegel von Archäologie, Geschichte und Ethnographie» (April – Juli 2014):
In der Vorlesungsreihe, die sich ausdrücklich an eine breite Öffentlichkeit mit begrenztem Vorwissen richtet, möchten wir die geographischen und symbolischen Räume, in denen diese Kontakte zu verorten sind, näher betrachten. Wir spannen dabei einen zeitlichen Bogen von den vorspanischen Kulturen über die Kolonialzeit bis hin zu den heutigen alltäglichen Begegnungen zwischen Indigenen und Touristen.
Kulturen wie die Maya oder Azteken faszinieren uns gerade aufgrund ihrer eigenständigen Entwicklung und ihrer markanten Unterschiede zur europäischen Geschichte. Dabei wird aber leicht übersehen, dass auch der Kulturraum Mesoamerikas stark durch den Austausch zwischen benachbarten Gruppen geprägt war, sei es in Form von Handel, politischen Allianzen und Kriegen oder in der Übernahme fremder Gottheiten. Gleichsam kann nicht genug betont werden, dass die Ankunft der Europäer keinesfalls das Ende aller indigenen Kulturen markiert, sondern vielmehr den Auftakt für neue Austauschprozesse, die sowohl Amerika als auch Europa nachhaltig geprägt haben.