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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Hamburg 1883 | 2016 – Der nördliche Grasbrook damals und heute

22. September 2016
von HS — abgelegt in: Aktuelles,Hamburg,Schätze der Stabi — 4.317 Aufrufe

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In unserer neuen sechsteiligen Serie “Hamburg 1883 | 2016 – Der nördliche Grasbrook damals und heute” möchten wir Ihnen in den nächsten Wochen Fotos präsentieren, die kurz vor dem Baubeginn der Speicherstadt auf den damaligen Wohngebieten des nördlichen Grasbrooks, den ehemaligen Elbinseln Kehrwieder und Wandrahm, entstanden sind.

Der Fotograf Georg Koppmann hat das Areal der heutigen Speicherstadt – Weltkulturerbe seit 2015 – in zahlreichen Fotos im Auftrag der Stadt Hamburg im Oktober 1883 dokumentiert. Die Sammlung “Hamburg 1883. Aufnahmen der niederzulegenden Stadttheile” zeigt 36 Ansichten, frisch von der Stabi digitalisiert und komplett downloadbar.

Anläßlich dieser elektronischen Ausgabe erscheint in den nächsten sechs Wochen jeweils Donnerstag ein Blogartikel mit je sechs Bildern dieser Sammlung. Dabei wird jedem Bild eine aktuelle Fotografie vom – wo es möglich war – gleichen Standort aufgenommen gegenübergestellt. Zusätzlich werden kurze Anmerkungen die Bilder in Beziehung setzen. Auf diese Weise möchten wir visuell einen spannenden Bogen vom Früher zum Jetzt schlagen. Als Orientierungshilfe für die historischen Aufnahmen steht zusätzlich ein Ausschnitt eines amtlichen Hamburger Stadtplans von 1868 (Signatur: Kt H 180: 1,1868  Gesamtdownload) für Sie zur Verfügung.1

 

Bild 1: Brook nach dem Sande zu gesehen

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Die Straße “Brook” verlief 1883 vor dem Bau der Speicherstadt etwa entlang der heutigen nördlichen Uferbebauung des Brooksfleets zwischen der Straße “Auf dem Sande” und der Kibbelstegbrücke. D.h. das heutige Brooksfleet verläuft auf der ehemaligen südlichen Straßenbebauung des historischen “Brooks”, der heutige “Brook” etwa auf der nördlichen Straßenbebauung der historischen gleichnamigen Straße. Daher wurde für das aktuelle Foto stellvertretend einerseits das Brooksfleet von der Kibbelstegbrücke sowie andererseits die heutige Straße “Brook” Richtung “Auf dem Sande” aufgenommen. Das Brooksfleet wurde zusammen mit dem Kehrwiederfleet beim Bau der Speicherstadt neu angelegt, und sie durchtrennen ziemlich gerade von West nach Ost die Kehrwieder-Insel.2

 

Bild 2: Pickhuben vom Altstädter Neuerweg aus gesehen

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Auch den “Pickhuben” gibt es heute noch, er verläuft allerdings etwas südlicher als der historische. Er beginnt am “Sandtorkai” und mündet in den heutigen “Brook”, der Straße nördlich des Brooksfleets. Vor dem Bau der Speicherstadt begann er jedoch erst am “Kannengießerort”. Das Stück vom “Sandtorkai” bis zum “Kannengießerort” war der “Altstädter Neuerweg”. Der Standort für das aktuelle Bild befindet sich also an der Kreuzung “Pickhuben/Kannengießerort”.

 

Bild 3: Eingang in die Straße Beim Winserbaum

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„Beim Winserbaum“ verlief von Norden nach Süden, beginnend an der „Brauerstraße“, heute „Willy-Brandt-Straße“ auf Höhe des „Meßberges“, bis zum östlichen Ende des „Dovenfleets“, Straße wie Fleet gleichermaßen. Die Straße existiert heute nicht mehr. Diese Aufnahme gehört zu wenigen dieser Sammlung, die nicht auf dem Gebiet der heutigen Speicherstadt entstanden sind, sondern am nördlichen Ufer des heutigen Zollkanals um die Straße „Dovenfleet“ herum, deren Uferbebauung auch den Baumaßnahmen zur Errichtung der Speicherstadt zum Opfer fallen mußte. Aus diesem Grund hat Georg Koppmann sie dokumentiert und in diese Sammlung aufgenommen.

 

Bild 4: Westende vom Kehrwieder

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Das Bild von 1883 dokumentiert die letzte Bebauung am Westende der Kehrwieder-Insel. Das aktuelle Foto zeigt in etwa in gleicher Richtung blickend die heutigen baulichen Gegebenheiten. Der gegenwärtige Standort befand sich südlich des Kehrwieder-Fleets. Das Kehrwieder-Fleet gab es 1883 noch nicht und auch bei der Kehrwiederspitze bzw. der ganzen Kehrwiederinsel wurden beim Bau der Speicherstadt große landschafts- und hafenbauliche Veränderungen und Begradigungen vorgenommen.

 

Bild 5: Brook von Osten aus gesehen

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Das Foto zeigt die Straße “Brook” von Bild 1 von ihrem östlichen Eingang aus. Hier kann man sie nur bis zur ersten leichten Biegung einsehen, da sie in einem leichten Bogen nach Westen verläuft. Auf Bild 1 wird sie hingegen etwa von ihrer Mitte aus bis zur nächsten westlichen Kreuzung gezeigt. Die aktuellen Aufnahmen zeigen wie bei Bild 1 wieder einerseits das heutige Brooksfleet sowie andererseits die heutige Straße “Brook“, da die historische Straße nahezu dazwischen verlief. Beide Bilder sind auf Höhe der Kibbelstegbrücke entstanden.

 

Bild 6: Kleines Fleth vom Sandthorquai aus gesehen

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Die Straße “Kleines Fleth” mußte beim Bau der Speicherstadt dem Brooksfleet und dessen südlicher Bebauung weichen. Sie führte den “Kannengießerort” in einem leichten Südwestschwung weiter zum “Sandtorquai”, in den sie nahe der “Kibbeltwiete” mündete, heute annähernd dort, wo die Kibbelstegbrücke auf den “Sandtorkai” trifft. Die Straße selbst war ein erst 1860 zugeschüttetes Fleet  gleichen Namens, die Verlängerung des vorspeicherstädtischen Kehrwieder- und Brooksfleets. Der beim Bau der Speicherstadt wiederhergestellte Wasserdurchstich direkt westlich vom heutigen “Kannengießerort” vom Zollkanal zum Brooksfleet, das heutige Kleine Fleet, entspricht also – ähnlich wie das heutige Kehrwieder- bzw. Brooksfleet – einem teilweise Rückgriff auf frühere hafenbauliche Verhältnisse.

Der nächste Artikel aus dieser Serie erscheint am 29.9.2016. Alle bereits erschienenen Artikel dieser Blog-Serie können Sie hier aufrufen.

 

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1 Der Stadtplan von 1868 ist von den bereits von der Stabi digitalisierten Stadtplänen vor 1883 der detailreichste amtliche für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Alle wesentlichen Gegebenheiten, die auf den Fotos von Georg Koppmann zu sehen sind, spiegelt er trotz des 15 Jahre früheren Erscheinens wieder.

2 Die Kehrwiederinsel wurde bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bereits von einem West-Ost-Fleet durchzogen. Es wurde wie heute nach den Straßenzügen, an die es stieß, Kehrwieder- und Brooksfleet genannt. Es verlief hinter den ehemaligen Wallanlagen, also etwa auf der Nordbebauung des heutigen “Sandtorkais” und wurde wegen hafenbaulicher Veränderungen 1852/54 zugeschüttet. Die Anlage der Speicherstadt griff also modifiziert auf frühere hafenbauliche Gegebenheiten zurück.

2 Antworten zu “Hamburg 1883 | 2016 – Der nördliche Grasbrook damals und heute”

  1. […] als 1883. Er war damals die Verlängerung der Straße „Kleines Fleth“ (siehe auch Bild 6), die ursprünglich tatsächlich ein Fleet vom Brooksgraben bis zum Mührenfleet war und 1860 […]

  2. […] „Auf dem Sande“ aus, die heute wie 1883 am gleichen Standort verläuft. Äquivalent zu Bild 1 und Bild 5 (siehe Anmerkungen dort) sind auch zwei aktuelle Fotos zum Vergleich gemacht worden, das […]

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